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Vorbemerkung

Teil 1

Teil 2

Teil 3

Teil 4

Teil 5

Nachbetrachtung
 

 





 

Dr. Peter Montague

 

ist Mitbegründer und Direktor der Umwelt-Forschungs-Anstalt (E.R.F.) in Annapolis, Maryland. Ziel der E.R.F. ist es, Kommunen Informationen über Umweltprobleme an die Hand zu geben, sowie technische und politische Lösungsvorschläge zu ihrer Behebung zu erarbeiten. Dr. Montague zeichnet außerdem verantwortlich als Herausgeber des wöchentlichen E.R.F.-Newsletter  Rachel's Environment Health News. Rachel's beliefert Basisgruppen in allgemein verständlicher Form mit Nachrichten zu den Themen Gesundheit und Chemische Risiken. 

 

Über acht Jahre lang (1971-1979) lehrte Montague "Environmental Impact Analysis" und "Statistical Research Concepts and Methods" an der Schule für Architektur und Planung, die der Universität von New Mexico, Albuquerque angeschlossen ist. Hier war er als „Associate Professor“ für Planung akkreditiert. Von 1980 bis 1983 wirkte Montague als Projektleiter des Hazardous Waste Research Program an der Schule für Ingenieurswesen und Angewandte Wissenschaften – Universität Princeton, Princeton/New Jersey. Von 1983 bis 1990 arbeitete er auf dem Computersektor als Manager of Distributed Computing am Department für Computerwesen und Informatik der Universität Princeton. 1991 gliederte ihn die Amerikanische Sektion von Greenpeace als leitenden Forschungsanalytiker in ihre Gift-Abbau-Kampagne ein.

Peter Montague ist Historiker. Sein Studium schloß er 1971 an der Universität von New Mexiko mit einem Doktortitel ab. Heute ist er 64 Jahre alt.

 

 

Vorbemerkung

 

Bush´s nukleare Verbreitungspolitik, wie im folgenden ausgezeichneten Artikel beschrieben, wird wohl in einem flammenden Armageddon enden.

Seine agressive Kriegsführung, wie zum Beispiel im Irak, und seine bewusste Folterpolitik scheinen auch dazu bestimmt zu sein, mehr Hass zu schüren und Widerstand zu schaffen (oder mehr Al-Qaeda Terroristen, wie die USA dazu sagen würden). Während Hass und Gewalt zunehmen, könnte irgendeine Gruppe in den Besitz von Nuklearwaffen kommen und eine westliche Metropole damit angreifen. Dies würde eine Kette von Ereignissen auslösen, die zu einem allgemeinen Atomkrieg führen könnten. Abgesehen von Nuklearwaffen haben viele amerikanische Experten die Bush Regierung darum ersucht, für die 103 amerikanischen Atomreaktoren bessere Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Sie sagen, dass die Reaktoren, Kühlbecken, etc. in ihrem momentanen Zustand potentielle interessante Ziele darstellen, die mit konventionellen Mitteln angegriffen werden könnten. Genau wie die vielen Warnungen vor dem 11. September, die Bush vor dem Angriff auf die Zwillingstürme erhalten hatte, treffen auch diese Warnungen auf taube Ohren. Warum erlaubt man all diesen scheinbar selbstzerstörerischen politischen Entscheidungen Bushs sich weiterzuentwickeln? Was geht wirklich in Bushs Kopf vor? Man steht vor einem Rätsel. Sein Verhalten könnte seiner Arroganz und Anmassung entspringen. Ein weiterer Schlüssel zur Antwortfindung könnte in in der aktuellen Chronos-Veröffentlichung Erst Manhattan, dann Berlin Messianisten-Netzwerke treiben zum Weltenende zu finden sein. Sie zeigt, dass Bush an ein flammendes Armageddon glaubt und auch, dass Auserwählte dann direkt in den Himmel auffahren. Das, was wir als irrationell und kontraproduktiv empfinden, würde Bush als Notwendigkeit ansehen, um das prophezeite flammende Armageddon herbeizuführen.

Abschließend eine herzliche Bitte an den Leser: Chronos Medien stellt diese elektronische Fassung von Peter Montagues Artikelserie kostenlos zur Verfügung, obwohl die zugrundelegenden Arbeiten (Recherche, Übersetzung, Illustration, Layout) für die Organisation zeit- und kostenintensiv waren. Wir möchten weiterhin in der Lage sein diesen Service kostenfrei anzubieten. Sie können uns dabei helfen, wenn Sie eine Spende geben (jede Summe – gleich welcher Höhe - ist willkommen). Bitte senden Sie Ihre Spende an: Chronos-Medien-Vertrieb GmbH, Postfach 450108, 80901 München oder als Überweisung an das Konto bei der Münchner Postbank 979761801. Für mehr Informationen zu möglichen Unterstützungen unserer Arbeit setzen Sie sich bitte mit uns in Verbindung unter 089/26215774 (AB) oder über die e-postadresse gintfun@aol.com.


 

 

 

 

 


Bush´s Atombomben-Fallen            Teil 1

Peter Montague

Seit einiger Zeit suche ich nun schon nach Antworten auf eine zutiefst verwirrende Frage: Warum fördern die USA die Vermehrung von Atombomben auf der ganzen Welt? Mit „Atombomben“ meine ich die Art von Bomben, die Hiroshima und Nagasaki im Jahre 1945 in eine Feuerhölle verwandelt haben – also Atombomben aus Plutonium (Nagasaki) oder „angereichertem“ Uran (Hiroshima).

Im folgenden werde ich kurz die Tatsachen nennen und anschliessend einige der möglichen Gründe erwägen, aus denen die USA die Verbreitung von Atomwaffen auf der ganzen Welt fördern könnten.

Die USA weigern sich auf mindestens vier verschiedene Arten die weltweite Verbreitung von Atombomben rund um den Globus zu beschränken, wobei sie diese in manchen Fällen sogar aktiv fördern.[1]

1.             Die USA helfen fremden Nationen beim Kauf von Atomkraftwerken, die, wie jedermann bestätigen kann, in anderen Ländern die Basis für Atombombenprogramme bildeten, so zum Beispiel in Indien, Pakistan, Südafrika, Nordkorea und, in den achziger Jahren, im Irak.[2] In den Händen einer zu allem entschlossenen Nation bedeutet Atomkraft soviel wie nukleare Waffen.

2.             Die USA kommen nur schleppend voran bei ihrem Versuch ausreichende Vorbeugungsmassnahmen gegen den Diebstahl von nuklearen Waffen innerhalb der ehemaligen Sowjetunion zu ergreifen.[1]

3.             Die USA können die Spur von 35000 Pfund waffenfähigem Uran nicht zurückverfolgen, die sie an 43 Länder während der letzten 50 Jahre verliehen oder weitergegeben haben. Für eine simple, doch effiziente Atombombe benötigt man 110 Pfund (50 Kilogramm) angereichertes Uran.[3]

4.             Präsident Bush hat eine grundlegende Veränderung der amerikanischen Nuklearwaffenpolitik angeordnet und somit, laut der New York Times, das „zweite nukleare Zeitalter“ eingeläutet.

Diese neue Politik führt zur (a) Herstellung einer neuen Klasse von kleineren Nuklearwaffen, (b) Fernsteuerung kleiner Atombomben zu ihren Zielen aus dem All, (c) Verkürzung der Abwartezeit vor einem atomaren Schlag und (d) zu einer neuen Politik im Bezug auf einen nuklaren Präventivschlag gegen Staaten, die nicht über Nukleartechnologie verfügen.

„Genau diese Art des neuartigen provokativen Waffenpotentials, zu einem Zeitpunkt an dem die Regierung die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen anderenorts zu begrenzen sucht, beunruhigt selbst die raubvogelartigen Republikaner“, sagt James Sterngold vom San Francisco Chronicle.[4]

Sehen wir uns nun jede dieser vier Entwicklungen genauer an:

1.             Atommacht = Atomwaffen

Die USA drängen – und bezuschussen – fremde Nationen zum Bau von neuen Atomkraftwerken zur Erzeugung von Elektrizität, wobei sie anerkennen, dass jedes Atomkraftwerk mit Sicherheit als Sprungbrett zum Bau von Atombomben dient.

Als Vizepräsident Dick Cheney zum Beispiel China im April 2004 besuchte, warb er bei den Chinesen für den Erwerb von Westinghouse Atomkraftwerken.[5] Die aktuelle amerikanische Politik beschränkt den Export von atomarer Technologie an China, doch die Bush Regierung soll diese Beschränkungen im September angeblich aufheben. Die direkten Begünstigten werden Westinghouse und General Electric sein.[6] China hat bereits angekündigt 32 Atomkraftwerke bauen und die Technologie an andere Länder weiterverkaufen zu wollen. So hat China zum Beispiel angegeben Pakistan beim Bau von zwei grossen Atomkraftwerken helfen zu wollen, in denen Plutonium hergestellt werden kann.[5]

Zwei Wirtschaftskonsortien haben in den letzten zwei Monaten vorgeschlagen in den USA selbst neue Atomkraftwerke zu bauen.[7] Präsident Bush ist ein enthusiastischer Unterstützer der Atomkraft.

Doch Atomkraftwerke bedeuten immer eine unausgesprochene Gefahr. Nationen, die Atombomben bauen wollen, finden in der Atomkraft alles, was sie dazu an Technologie, Gelegenheit und Know-How benötigen.

Niemand bestreitet dies – der „Nuklearclub“ konnte sich nur deshalb vergrössern, weil die Verbreitung von Atomkraftwerken gefördert und subventioniert wurde. Warum verfolgen die USA weiterhin diesen Weg?

In der New York Times stand erst kürzlich, „Wenn man sich jede Nation ansieht, die erst vor kurzem in den Besitz von Atomwaffen gekommen ist“, so Mr. [Paul] Leventhal vom Nuclear Control Institute, „so bemerkt man, dass sie alle den Umweg über die zivile Nutzung gegangen sind: Irak, Nordkorea, Indien, Pakistan, Südafrika. Und nun machen wir uns Sorgen um den Iran“. „Die Moral“, fügte er hinzu, „ist, dass Atome für den Frieden eine Abkürzung zu Atomen für den Krieg sein können“.[8]

Weiter steht in der Times: „Heutzutage können Wissenschaftler relativ einfach ein offensichtlich friedliches Atomprogramm so ändern, dass nicht nur Elektrizität produziert wird, sondern auch hochgradig reines Uran oder Plutonium, die beide ausgezeichnete Atombombentreibstoffe darstellen“. [8]

Und: „Experten sprechen nun offen über ein Thema, das früher tabu war: über sogenannte virtuelle Waffenstaaten, wie Japan, Deutschland, Belgien, Kanada, Brasilien, Kasachstan, Taiwan und ein Dutzend anderer Länder, die das ABC der Atomkraft beherrschen und die, wenn sie es wollten, schnell, wahrscheinlich innerhalb von Monaten, den Sprung zur Herstellung von Nuklearwaffen schaffen könnten“.[8] Experten nennen diesen Sprung den sogenannten „breakout“.

Andere Nationen, von denen man glaubt, dass sie das Wissen besitzen, um den breakout zu schaffen, dies aber nicht unbedingt anstreben, sind unter anderem Ägypten, Syrien, Nigerien und Südkorea.

Die USA sind öffentlich dafür bekannt, dass sie sich vehement gegen die Verbreitung von Atomwaffen stellen. Dennoch sind die Anstrengungen der USA, um der Verbreitung vorzubeugen, halbherzig und, im besten Fall, als widersprüchlich zu bezeichnen.[1,9] Wenn zum Beispiel verbündete Staaten der USA alle Regeln brechen und Atombombentechnologie exportieren, dann drücken die USA beide Augen zu. Anfang diesen Jahres wurde die Welt erschüttert von der Nachricht, dass Pakistans Chefatomingenieur Abdul Qadeer Khan ein „komplettes Paket“ von Atombombentechnologie an Libyen, Nordkorea und wahrscheinlich an den Iran verkauft hat. Dieses „komplette Paket“ umfasste angereichertes Uran, Zentrifugen zur Herstellung von noch mehr angereichertem Uran und eine oder mehr Skizzen zum Bau von Atombomben.[10] Dr. Khan bot sogar für seine Atombombenkunden einen telefonischen Hotlineservice an. Es war ein gutes Geschäft – Dr. Khan soll allein von Libyen über 100 Millionen Dollar erhalten haben.

Als Dr. Khans internationales Schmugglernetzwerk aufflog, zwang Pakistans Präsident, General Pervez Musharraf, Dr. Khan dazu, von seinem Posten als Chef von Khan Research Laboratories zurückzutreten. Danach änderte er seine Meinung, entschuldigte sich öffentlich bei ihm, überschüttete ihn mit Lob und verlieh im den Titel „Spezialberater“ des Präsidenten.[10] Laut der New York Times „sagen einige ehemalige und aktuelle amerikanische Beamte, dass es starke Beweise dafür gab, dass General Musharraf betreffend Dr. Khans Aktivitäten beide Augen zudrückte. Aktivitäten, in die, so behaupten sie, Teile des pakistanischen Militärs verwickelt gewesen seien“.[12]

Die Bush Regierung hat nichts unternommen. „Obwohl Mr. Bush versprochen hat, diejenigen zu verfolgen und vor Gericht zu bringen, die Atomwaffentechnologie verbreiten, hat die Regierung Mr. Musharraf nicht kritisiert, als er sich entschied Mr. Khan zu vergeben, der, wie man jetzt weiss, eines der grössten nuklearen Verbreitungsnetzwerke in den vergangenen 50 Jahren betrieben hat“.[10]

Hat Dr. Khan waffenfähiges Uran und nukleares Know-how an Al-Qaeda geliefert? „Es ist ein Rätsel, warum die Regierung keinen Druck auf Pakistan ausgeübt hat, dass sich Dr. Khan Befragungen unterziehen muss, um sicherzustellen, dass sein Netzwerk nicht mehr aktiv ist“, schreibt Nicholas D. Kristof, Kolumnist bei der New York Times. „Einige Pakistanexperten sagten mir sie glauben, dass die [amerikanische] Regierung so zurückhaltend reagiert hat, weil ihre oberste Priorität nicht der Kampf gegen die nukleare Verbreitung ist, sondern die Zusicherung von Präsident Pervez Musharrafs Hilfe bei der Verhaftung von Osama bin Laden vor den Wahlen im November“ schreibt Kristof. [13]

Pakistan war nicht der einzige Verbündete der USA, der in den Verkauf von Atombomben an Libyen, Nordkorea und den Iran verwickelt war. Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten diente als „Hauptumschlagplatz“ für die gesamte Technologie, die Dr. Khan verkauft hat. So wie die Kaiman Inseln für Geldwäsche von Drogengeldern bekannt sind, so ist Dubai dafür bekannt, dass dort Schwarzmarktprodukte wie Atombombenbausteine geläutert werden.[14]

Als Präsident Bush erfuhr, welche Rolle Dubai in Pakistans atomarem Einkaufszentrum spielte, unternahm er wieder nichts. Als der Skandal im März 2004 ans Tageslicht kam, berichtete die Times, dass Lockheed Martin den Verkauf von 80 F-16 Kampffliegern weiter abwickelte – scheinbar als Belohnung für einen treuen und wertvollen Alliierten.[14]

Selbst wenn wohlhabende, technologisch hoch entwickelte Regierungen sich streng an die Regeln halten, so ist die zivile Nutzung von Atomkraft bewiesenermassen unkontrollierbar. Die Japaner haben beispielsweise dieses Jahr bestätigt, dass sie 435 Pfund Plutonium verloren haben – das ist ausreichend, um etwa 25 Atombomben derselben Grösse herzustellen wie diejenige, die Nagasaki 1945 ausradiert hat. Sie wissen zwar, dass sie es hergestellt haben, doch sie haben keine Ahnung, wo es hingekommen ist.[15]

Solange die USA weiterhin Atomkraft für sich selbst und ihre Verbündeten fördern, rückt die Feuerhölle auf Erden immer näher rücken und gewinnt immer mehr an Gestalt.

Ich dachte immer, dieses Problem der „Verbreitung von Nuklearwaffen“ sei die Achillesferse der Atomkraft, deren Unkontrollierbarkeit endlich die Welt dazu bringen würde, den nuklearen Geist wieder in seine Flasche zurück zu befördern und nie wieder heraus zu lassen.

Ich frage mich nun, ob ich den Gaul bisher von hinten aufgezäumt habe: vielleicht sind letztendlich die Atomwaffen das Attraktivste an der Atomkraft – sowohl für diejenigen, die sie kaufen ALS AUCH für diejenigen, die sie verkaufen (mehr dazu in Teil 3).

2.             Wissentliches Ignorieren von ungesicherten sowjetischen Atombomben

Die USA haben immer wieder versagt, Atomwaffen aus dem kalten Krieg in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion sicherzustellen. Wie die New York Times im März 2004 berichtete, „benötigt das bilaterale amerikanische Programm zur Sicherstellung von Massenvernichtungswaffen dringend Gelder, doch Mr. Bush schlägt vor das Budget der „kooperativen Bedrohungssenkung“ mit Russland um 41 Millionen Dollar zu kürzen“.[13]

„Es würde mich überhaupt nicht überraschen, wenn Atomwaffen in den nächsten 15 oder 20 Jahren zum Einsatz kämen“ teilte Bruce Blair, Vorsitzender des Center for Defense Information, kürzlich der New York Times mit. „Vor allem durch Gruppen von Terroristen, denen russische oder pakistanische Nuklearwaffen in die Hände fallen“.[13]

In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion befinden sich geschätzte 15000 Atomwaffen, 7000 von ihnen sind strategische Waffen zu denen etwa 8000 taktische Waffen hinzukommen.[3] Strategische Waffen sind die grossen, die ganze Städte in Schutt und Asche legen können. Sie fallen unter Abrüstungsbkommen und sind daher recht genau aufgelistet. Sie sind auch ziemlich voluminös und durch verschiedene Stufen von Sicherheitscodes und Antidetonationsvorrichtungen geschützt. Es wäre äusserst schwierig eine von ihnen zu stehlen und sie zu zünden.

Doch bei taktischen Nuklearwaffen ist das eine andere Sache. „Der besorgniserregendste Mangel in der generell beruhigend guten russischen Waffensicherheit besteht bei den taktischen Atomsprengköpfen. Es handelte sich um kleinere Kurzstreckenwaffen wie Torpedos, Wasserbomben, Artilleriegranaten und Minen. Obwohl ihre geringere Grösse und grössere Anzahl sie zu idealem Diebesgut machen, hat man ihnen viel weniger Aufmerksamkeit geschenkt, weil sie, im Gegensatz zu allen unseren Langstreckenraketen, nicht Gegenstand irgendeines Abkommens sind“, so die New York Times.[3]

Die üblicherweise genannte geschätzte Zahl von 8000 ist eher „eine wohl begründete Vermutung“ sagt die Times. Andere Schätzungen reichen von niederen 4000 bis zu ganzen 32000 taktischen Atombomben. Sogar die Russen scheinen über keine verlässlichen Inventarlisten zu verfügen.[3]

„Betreffend die taktischen Nuklearwaffen ist weiters besorgniserregend, dass die Schutzvorrichtungen gegen unbefugten Einsatz für weniger hochwertig gehalten werden, weil diese Waffen für den Einsatz am Kriegsschauplatz selbst gebaut wurden. Einige der älteren Systeme sollen über gar keine Kontrollverbindungen verfügen, so dass ihre Zündung etwa so einfach wäre, als würde man ein Auto kurzschliessen“, meint die Times. [3]

Der einfachste Weg für eine Terroristengruppe, um dem Nuklearclub beitreten zu können, ist jedoch nicht unbedingt der Diebstahl einer Nuklearwaffe.

Bill Keller, Verfasser des augenöffnenden Artikels „Nuclear Nightmares“ für das Magazin der New York Times vor zwei Jahren sagt: „was am ehesten einem Konsens unter den Nuklearterrorismusexperten gleichkam, war folgendes: eine Atombombe zu bauen ist einfacher als man denkt, wahrscheinlich einfacher als eine zu stehlen“.[3]

3.             Schlampiger Umgang mit waffenfähigem Uran

Die dritte Art auf die die USA die Verbreitung von Atombomben unterstützen, ist ihre Unfähigkeit waffenfähiges angereichertes Uran wiederzufinden, das sie in den letzten 50 Jahren ins Ausland abgegeben haben.

Lesen Sie im folgenden den ersten Paragraph eines Artikels aus der New York Times vom 7. März 2004: „Während die USA auf den Iran und andere Länder Druck ausüben, damit diese ihre Programme zur Entwicklung von Atomwaffen stoppen, haben Regierungsprüfer aufgedeckt, dass die USA sich nur mässig bemühen grosse Mengen an waffenfähigem Uran – genug um ungefähr 1000 Atombomben zu bauen – zurückzuholen, das die Regierung im Laufe der letzten Jahrzehnte über 43 Länder verstreut hat“, zu diesen Ländern zählen auch der Iran und Pakistan.[16]

Warum sollte Präsident Bush angesichts einer so ernsthaften und offensichtlichen Bedrohung noch zögern? – Peter Montague (Fortsetzung folgt).

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Quellenangaben

 

[1]       Dieses Mitteilungsblatt wurde verfasst bevor die New York Times das Thema als Leitartikel wie folgt am 24. Mai 2004 herausbrachte:

„Während die Bush Regierung von der Invasion und der Besetzung des Irak abgelenkt war, hat sie die viel dringlichere Bedrohung der amerikanischen Sicherheit durch gefährliches Nuklearmaterial vernachlässigt, das gesichert werden muss, bevor es Terroristen in die Hände fallen kann. Das ist der unausweichliche Schluss, der aus einem neuen Bericht gezogen werden muss, der dokumentiert, wie der Schutz von potentialem nuklearen Bombenmaterial, das auf der ganzen Welt nur spärlich geschützt gelagert wird, sich nur langsam verbessert.

„Der von Forschern der Kennedy School of Government an der Universität von Harvard verfasste Bericht macht nicht direkt die Invasion des Irak für die Unterminierung dieser Bemühungen verantwortlich. Er stellt nur fest, dass innerhalb der zwei Jahre direkt nach den Attentaten des 11. September weniger nukleares Material gesichert wurde als in den zwei Jahren davor...“

„Die plausibelste Erklärung dafür ist, dass die Regierung sich so intensiv auf den Irak konzentriert hat, der keine nukleare Bedrohung darstellte, dass sie nur wenig Energie für die wahren Gefahren übrig hatte. Tatsächlich, so behaupten die Harvard Forscher, könnte dieser Job schnell erledigt sein, wenn nur ein Zehntel der Bemühungen und der Ressourcen die allein im letzten Jahr dem Irak gewidmet wurden, zur Sicherung von nuklearem Material, wo immer es sich auch befinden mag, verwendet würden“.

[2]       Anfang Juni 1981 bombardierte Israel ein im Bau befindliches Atomkraftwerk im Irak und behauptete, der Irak hätte vor, Atombomben zu bauen. Siehe Steven R. Weisman, „Reagan Asserts Israel Had Cause To Mistrust Iraq: Senate Panel Not Convinced“, New York Times, 17. Juni 1981, Seite A1.

[3]       Bill Keller, „Nuclear Nightmares“, New York Times, 26. Mai 2002.

[4]       James Sterngold, „A new era of nuclear weapons: Bush’s buildup begins with little debate in Congress“, San Francisco Chronicle, 7. Dezember 2003.

[5]       H. Josef Hebert, „Cheney to shop Westinghouse nuke technology to China“, Salt Lake City (Utah) Tribune, 10. April 2004.

[6]       Reuters, „Asian countries in race for nuclear power“, Economic Times [of India], 11. April 2004.

[7]       A 2nd Consortium Wants a Reactor“, New York Times, 1. April 2004.

[8]       William J. Broad, „Nuclear Weapons in Iran: Plowshare or Sword“, New York Times (Science Section), 25. Mai 2004.

[9]       Editorial: Half a Proliferation Program“, New York Times, 16. Februar 2004.

[10]     David E. Sanger, „U.S. Widens Ist View of Pakistan Link to Korean Arms“, New York Times, 14. März 2004.

[11]     David E. Sanger and William J. Broad, „Pakistani’s Nuclear Earnings: $100 Million“, New York Times, 16. März 2004.

[12]     David Rohde und Talat Hussein, „Delicate Dance for Musharraf In Nuclear case“, New York Times, 8. Februar 2004.

[13]     Nicholas D. Kristof, „A Nuclear 9/11“, New York Times, 10. März 2004.

[14]     Gary Milhollin and Kelly Motz, „OpEd: Nukes ’R’ Us“, New York Times, 4. März 2004.

[15]     Bayan Rahman, „Japan Loses 206 kg of Plutonium“, New York Times, 28. Januar 2003.

[16]     Joel Brinkley und William J. Broad, „U.S. Lags in Recovering Fuel Suitable for Nuclear Arms“, New York Times, 7. März 2004.


 

 

 

 


Bush´s Atombomben-Fallen            Teil 2

Peter Montague

Die USA lassen die weltweite Verbreitung von Atombomben zu und das auf mindestens vier verschiedene Arten. Doch warum tun sie das? Denken Mr. Bushs militärische Berater oder seine engsten Unterstützer innerhalb der republikanischen Partei, dass sie auf irgendeine Weise davon profitieren könnten, wenn Atombomben Terroristen in die Hände fallen?

In dieser Serie von Artikeln begebe ich mich auf die Suche nach Antworten.

Mit „Atombomben“ meine ich keine sogenannten „schmutzigen Bomben“ – ein paar Stäbe Dynamit umwickelt mit einem Paket radioaktiven Abfalls. Ich spreche von der Art Atombombe, die die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki im Jahre 1945 in ein Flammenmeer verwandelt hat.

Es steht ausser Frage: auf mindestens vier Arten haben die USA versagt die Verbreitung von Atombomben zu stoppen und in machen Fällen unterstützen sie diese sogar:

1.             Sie unterstützen ausländische Regierungen beim Erwerb von Atomkraftwerken – der sichere Weg zur Atombombe für jede Regierung, die diesen Weg gehen möchte. Alle jüngeren Mitglieder des „Nuklearclubs“ wie Indien, Pakistan und Nordkorea, erwarben ihre „Mitgliedschaft“ zuerst über Atomkraftwerke, dann über die Herstellung der Atombombe. Atomkraft bedeutet Atomwaffen und die USA fördern auf aggressive Weise die weltweite Verbreitung von Atomkraft.

2.             Die USA verfolgen nur schleppend die Sicherung von Atombomben, die in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion herumliegen. Tausende von sowjetischen Atombomben sind immer noch unzureichend gesichert. Die New York Times schrieb vor zwei Jahren: „Jeder Beobachter des im Zerfall begriffenen russischen Militärs kann sich gut vorstellen wie eine Gruppe von Offizieren, enttäuscht und erniedrigt durch den Dienst an einer ausgebrannten Supermacht, verbittert durch die schlechten Bedingungen in denen sie das meiste ihres militärischen Lebens verbringen müssen oder einfach nur aus blosser Habgier einen Weg finden könnten, einen Sprengkopf zu entwenden und an den meistbietenden Terroristen verkaufen könnten“.[1]

Ausserdem steht das amerikanisch-russische Programm aus simplen technischen Gründen still, das seit 1998 zur Sicherung von 68 Tonnen Plutonium (genügend Material, um mehr als 10000 Atombomben zu bauen) führen sollte. Wie die Washington Post letzten Monat berichtete, so „bezweifeln“ einige Analytiker und Politiker – unter ihnen auch der republikanische Senator Pete Domenici (ein überzeugter Befürworter von Atomkraft und Atomwaffen) „die Ernsthaftigkeit des Engagements der Bush Regierung“ das Plutonium sicherstellen zu wollen. [2]

3.             Die USA haben es nicht geschafft 35000 Pfund waffenfähigen Urans wiederzufinden, das die USA und die Sowjets 43 Ländern während es kalten Krieges gegeben oder geliehen haben – eine ausreichende Menge, um 300 grosse Atombomben zu bauen; und

4.             Die USA vollführen bei ihrer Langzeitpolitik eine 180 Grad Wendung und bauen nun eine neue Klasse kleinerer Atombomben, die als „benutzbarer“ angepriesen werden, und gleichzeitig erzählen sie dem Rest der Welt, dass sie auf Atomwaffen verzichten müssen. „Diese Regierung scheint zu glauben, dass die USA die Welt in eine Richtung lenken können während wir selbst uns in eine andere bewegen“, erklärt der amerikanische Abgeordnete John M. Spratt, Jr. (D-S.C.), Langzeitmitglied des House Armed Services Committee und Experte für die amerikanische Nuklearpolitik. Mr. Spratt sagt Präsident Bush „befördere uns an einen Punkt zurück, an dem wir schon vor Jahren waren und den wir nur allzu gern hinter uns gelassen haben“.[3]

Lassen Sie uns nun bei Punkt 3 fortfahren:

Ende letzten Monats kündigte der amerikanische Energieminister Spencer Abraham an, die USA würden 450 Millionen Dollar investieren, um die 35000 Pfund waffenfähigen Urans aus 43 Ländern wiederzubekommen.[4] Wenn alles nach Plan läuft, dann soll dies etwa 13 Jahre dauern. Mr. Abraham sagte, sein Plan würde sicherstellen, dass kein nukleares Material „in die Hände von Leuten mit bösen Absichten fiele“.[5] Das klingt beruhigend, bis man erfährt, dass Auditoren des Pentagon zwei Monate zuvor im März zu dem Schluss gekommen sind, dass „grosse Mengen von stark angereichertem Uran, das von den USA erzeugt wurde, sich ausserhalb amerikanischer Kontrolle befindet“.[6]

Die New York Times berichtete im März 2004, dass „der Generalinspektor des Energieministeriums sagt, dass ungefähr die Hälfte der [35000 Pfund des angereicherten] Urans sich in den Händen von Regierungsagenturen, Universitäten oder privaten Firmen in 12 Ländern befinden, die „vorraussichtlich nicht am Rückgabeprogramm teilnehmen werden“. Zu diesen Ländern gehören der Iran, Pakistan, Israel, Mexiko, Jamaica und Südafrika.[6] Ausserdem, so das Wall Street Journal, besitzen andere Länder „Forschungsreaktoren“, die zur Herstellung von Waffen dienen könnten. Zu diesen Ländern gehören Vietnam, Syrien, Serbien, Pakistan und Nordkorea.[7]

Graham Allison, Professor an der Universität Harvard und Autor des Buches „Nuclear Terrorism“ [ISBN 0805076514], kommentierte die Erklärung des Ministers Abraham und sagte der New York Times, dass der Plan „bedeutend wäre, wenn den Worten Taten folgen würden“. Er sagt jedoch, die Ausmasse und die Schnelligkeit der Bemühungen seien immer noch bedauernswert inadäquat. „Es herrscht immer noch eine ernsthafte Unausgeglichenheit zwischen der Grösse der nuklearen Bedrohung, die er [Abraham] beschreibt, und den vorgeschlagenen Gegenmassnahmen“, so Allison.[4] Mr. Allison schloss sich danach als Berater der Wahlkampagne von John Kerry an, der erklärte, dass die Erledigung des Uranjobs 4 Jahre dauern werde und nicht 13. Regierungsbeamte halten den Kerry Zeitplan für lächerlich unrealistisch.[8]

Das schnellstmögliche Wiederauffinden scheint garantiert zu sein. Die New York Times schreibt in einem Leitartikel am 28. Mai: „Hochgradig angereichertes Uran ist verstreut in mehr als 130 Forschungsreaktoren in mehr als 40 Ländern und ist meist von nicht mehr gesichert als einem Nachtwächter und einem mit einer Kette gesicherten Zaun. Tausende dieser Art von Lager besitzen genug Material, um eine Bombe zu bauen“.[9]

Doch unerklärlicherweise haben sich die amerikanischen Anstrengungen seit dem 11. September verlangsamt. Die Times bemerkte, dass „weniger nukleares Material in den zwei Jahren direkt nach den Attentaten des 11. September gesichert wurde, als in den zwei Jahren davor“.[9]

Und: „Obwohl die USA und Russland zusammenarbeiten, um gefährliches Material zu sichern, und obwohl einige der stärksten Schwachstellen behoben wurden, ist nur ein Fünftel davon, Waffen ausgenommen, ausreichend gesichert worden und dies ist eine auffallend schwache Leistung“, schreibt der Herausgeber der Times.[9]

Warum kümmert sich Präsident Bush in so „auffallend schwacher“ Weise um dieses Problem? Wer unter den Beratern des Präsidenten und seinen hauptsächlichen Unterstützern innerhalb der republikanischen Republik glaubt, dass dieses Vorgehen gewinnbringend sein könnte?

Punkt 4: Provokante neue Atombombenpolitik

Die Bush Regierung fördert die weltweite Verbreitung von Atomwaffen auf eine vierte Weise, nämlich indem sie ihr eigenes provokatives Programm zum Bau einer neuen Generation von Atombomben startet und somit eine langjährige amerikanische Politik umkehrt. Ausserdem hat die Regierung ein neues politisches Vorgehen angekündigt und zwar betreffend den Einsatz von Atomwaffen für Präventivschläge in Notfällen, sogar gegen Staaten, die selbst nicht über nukleare Technologie verfügen.[10]

Mr. Bushs Militärstrategen bezeichnen die neue Generation von kleineren Waffen als so erstrebenswert, weil kleinere Atombomben „einsetzbarer“ seien. In einem Leitartikel der New York Times vom 8. Juni steht, „einsetzbarer“ bedeute „das Tabu zu brechen, mit dem Nuklearwaffen seit 1945 belegt waren, wegen einer Bombe, die hunderttausende töten oder strahlenkrank machen könnte. Mit neun Ländern, die heute wahrscheinlich über Atomwaffen verfügen, darunter Nordkorea, Pakistan, Indien und Israel, kann die Welt gut und gerne auf Amerikas Unterstützung der Idee von einsetzbareren Bomben verzichten“.[11]

Die Bush Regierung entwickelt ebenfalls eine neue Generation von grossen Atombomben, die Bunker Buster genannt werden. Sie sind dazu bestimmt, tief in den Boden einzudringen bevor sie explodieren. „Stellen Sie sich einmal vor, diese nuklearen Bunker Buster werden gezündet basierend auf so unzuverlässigen Informationen der Waffenaufklärung wie die vor dem Irakkrieg“, so der Leitartikel der Times. „Auch wenn unterirdische Installationen korrekt identifiziert würden, so könnten die atomare Explosion die Druckwelle, die Strahlung und die Gifte sich auch auf bewohnte Gebiete auswirken“. Die Times bevorzugt als Alternative konventionelle Weisen um unterirdische Festungen zu durchbrechen, wie die Abschneidung des Luftversorgungswegs oder von externen Energiequellen.

Die auf dem Boden gebliebenen Herausgeber der Times bezeichnen Mr. Bushs neues Atomwaffenprogramm als „eine andere und gefährliche Richtung“ der amerikanischen Politik, als „halsbrecherischen Wahnsinn“, der „völlig irre sei“.[11]

Sogar einige Republikaner finden diese politischen Veränderungen erschreckend. Der Republikaner Joel Hefley (R-Colo.), ein langjähriges Mitglied des Armed Services Committee, teilte dem San Francisco Chronicle mit, „Wir brauchen keine neuen Waffen und mit unserer moralischen Einstellung zur Verbreitung von Nukleartechnologie schaden wir unseren Beziehungen zu anderen Ländern mehr, als dass wir sie verbessern. Ich halte sie für fast schon überholt. Ich bin nicht überzeugt, dass wir diese Technologie wirklich brauchen“.[10]

Auch innerhalb des Pentagon argumentieren einige, dass eine neue Generation von Nuklearwaffen nicht gebraucht werde. Eine geheime Studie des Defense Science Board, die im November 2003 ans Licht kam, bemerkt, dass „die momentane Struktur des Verteidigunsministeriums weder die klare Notwendigkeit noch überzeugende Argumente für eine Veränderung der nuklearen Lagerbestände aufweise“.[10]

Eigenartigerweise spaltet dieses Thema die Demokraten und die Republikaner. „Traditionsgemäss haben die Demokraten die Nuklearwaffen immer als quasi uneinsetzbar angesehen, als das allerletzte Mittel“, sagt Loren Thompson, leitende Geschäftsführerin des freiheitlichen Lexington Institute und Gegnerin solch neuartiger Nuklearforschung. „Republikaner, andererseits, insbesondere seit der Reagan Ära, strebten danach, nukleare Waffen in das breiter gefasste Arsenal von Einsatzmitteln im Krieg aufzunehmen und sie ganz einfach als eine mächtigere Version konventioneller Waffen zu behandeln“.[12]

Das ist genau Präsident Bushs Einstellung – kleine Atombomben so zu behandeln, als wären sie einfach eine mächtigere Version konventioneller Waffen. Doch natürlich werden auch sie radioaktiven Niederschlag und Langzeitfolgen wie Strahlenkrankheit hinterlassen und werden somit durch ihren Einsatz Schockwellen von Wut und Empörung in der ganzen Welt auslösen. Der Einsatz einer kleineren Atombombe oder eines grösseren Bunker Busters durch die USA könnte viele kleine Länder davon überzeugen, dass es keinen Grund dafür gibt, warum sie nicht auch ihre eigenen Atombomben besitzen sollten. Terroristen würden zweiffellos ihre Anstrengungen einen Gegenschlag zu verüben verdoppeln, begierig eine Atombombe mit dem Boot zur Freiheitsstatue zu schaffen oder gar zur Golden Gate Bridge. Eine effiziente Atombombe könnte mit einem ganz normalen Schiffscontainer in amerikanische Gewässer transportiert werden und explodieren bevor sie den Zoll passiert. Ein solcher Angriff wäre nur sehr schwer zu verhindern.[1]

Eine kleine Einkilotonnen Atombombe (1/20 der Grösse der Hiroshimabombe) gezündet in New York City würde wahrscheinlich sofort 20000 Leute töten. In den folgenden Tagen würden zehntausende Menschen zusätzlich an Verbrennungen dritten Grades sterben und an den Folgen der Verstrahlung. Die Wolke des radioaktiven Niederschlags würde noch viele mehr verletzen in den Bronx, in Brooklyn, Queens oder New Jersey – je nach Windrichtung.[1]

Die neue Politik von Präsident Bush besteht darin, Massenvernichtungswaffen mit Massenvernichtungswaffen zu bekämpfen, sozusagen eine moderne Version des Wiedervergeltungsprinzips „Auge um Auge“, mit dem Unterschied, dass Mr. Bush angekündigt hat, er sei bereit als erster zuzuschlagen. Wie die Times vor einem Jahr berichtete, „haben Diplomatie und Waffenkontrolle dem Kettenrasseln ihren Platz überlassen“. [13]

Andere würden sich lieber in Zurückhaltung üben. Der CIA Chef George Tenet sagte vor über einem Jahr: „Kleine Länder drücken ein immer stärkeres Verlangen nach nuklearen Waffen aus, und die Welt ist somit konfrontiert mit einem neuen nuklearen Aufrüstungsrennen, das mehr als drei Jahrzehnte von Bemühungen zur Beschränkung der Verbreitung zunichte macht...“ Er sagt, „wir sind in ein neues Zeitalter der Verbreitung eingetreten“.[14]

Und die USA tragen wissentlich und systematisch dazu bei, diese neue Welt mit Atombomben zu bewaffnen. Ich frage mich: „Warum in aller Welt würde Präsident Bush so etwas tun?“ Wie kann der Präsident oder seine hauptsächlichen Unterstützer innerhalb der republikanischen Partei, oder sonst irgendwer, wirklich glauben, dass eine Welt voller Atombomben ihnen irgendwie nutzen könnte?

Mögliche Antworte werde ich im nächsten Artikel liefern.

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Quellenangaben

 

[1]       Bill Keller, "Nuclear Nightmares," New York Times Magazine May 26, 2002.

[2]       Peter Slavin, "U.S.-Russia Plutonium Disposal Project Languishing," Washington Post May 10, 2004, pg. A17.

[3]       Peter Slevin, "Sounding the Alarm on Nuclear Proliferation," Washington Post June 1, 2004, pg. A21.

[4]       Watthew L. Wald and Judith Miller, "Energy Department Plans a Push to Retrieve Nuclear Materials," New York Times May 26, 2004.

[5]       Anonymous, "Update: Abraham Announces Plan to Cut Nuclear Threat," Dow Jones Newswires May 26, 2004.

[6]       Joel Brinkley and William J. Broad, "U.S. Lags in Recovering Fuel Suitable for Nuclear Arms," New York Times Mar. 7, 2004.

[7]       John J. Fialka, "U.S., Russia Will Seek Return of Nuclear Fuel," Wall Street Journal May 26, 2004.

[8]       Jodi Wilgoren, "Kerry Promises Speedier Efforts to Secure Nuclear Arms," New York Times June 2, 2004.

[9]       "Editorial: A Real Nuclear Danger," New York Times May 28, 2004.

[10]     James Sterngold, "New era of nuclear weapons: Bush's buildup begins with little debate in Congress," San Francisco Chronicle Dec. 7, 2003.

[11]     "Editorial: The Wrong Proliferation Message," New York Times June 8, 2004.

[12]     Robert Schlesinger, "Senate OK's repeal of 'mininuke' ban," Boston Globe May 21, 2003.

[13]     William J. Broad, "Chain Reaction: Facing a Second Nuclear Age," New York Times August 3, 2003.

[14]     Walter Pincus, "CIA Head Predicts Nuclear Race," Washington Post Feb. 12, 2003.

 

 

 

 

 


Bush´s Atombomben-Fallen            Teil 3

Peter Montague

In dieser Serie suchen wir nach Antworten zu der Frage „Warum haben die USA dabei versagt die weltweite Verbreitung von nuklearen Waffen zu stoppen und warum fördern sie diese in manchen Fällen geradezu?“

Die Antworten auf diese Frage werden uns helfen Präsident Bushs Umweltschutzphilosophie zu verstehen –oder vielleicht die Philosophie seiner hauptsächlichen Unterstützer innerhalb der republikanischen Partei, von denen er bei der Wahlkampagne 2004 abhängig ist.

Präsident Bush hat klar erklärt, dass er sich der Bedrohung durch Nuklearwaffen –und materialien und Know-How, die sich in falschen Händen befinden, bewusst ist. Er sagte „Wir werden nicht erlauben, dass die gefährlichsten Regime und Terroristen der Welt uns mit den zerstörerischsten Waffen der Welt bedrohen“.[1]

Dies war keine einmalige Bemerkung. In zwei politischen Schlüsseldokumenten des Weissen Hauses, die 2002 veröffentlicht wurden, erklärt die Regierung dass „die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen für die USA höchste Priorität hat und auch für andere Länder haben sollte“.[2,3]

Der Präsident hat sich deutlich und wiederholt zu dem Thema ausgesprochen und hat auch gesagt, dass ein Versagen in dieser Sache von der Geschichte „aufs schärfste“ gerichtet werden würde.

Als das Weisse Haus im Dezember 2002 seine nationale Strategie zur Bekämpfung von Massenvernichtungswaffen bekannt gab, sagte der Präsident: „Die grösste Gefahr, der sich die Nation gegenübersieht, liegt am Kreuzweg zwischen Radikalisierung und Technologie. Unsere Feinde haben offen erklärt, dass sie nach Massenvernichtungsmitteln streben und wir haben Beweise, dass sie dazu fest entschlossen sind. Die USA werden nicht zulassen, dass diese Bemühungen von Erfolg gekrönt sind...Die Geschichte wird diejenigen aufs schärfste richten, die diese Gefahr erkannt, doch nicht dementsprechend gehandelt haben“.[3]

Die Beweise dafür, dass die USA angesichts dieser Bedrohung versagen, sind jedoch überwältigend. Tatsächlich arbeitet die Bush Regierung aktiv an der Verbreitung nuklearer Technologie und Know-Hows und spielt diese potentiell instabilen Nationen zu.

Am 20. Juni 2004 veröffentlichte die Organisation „Carnegie Endowment for International Peace“ einen 96 Seiten starken Bericht, der mit der Bush Regierung darin übereinstimmt, dass „der Erwerb von nuklearen Waffen durch Terroristen die grösste Bedrohung für die USA darstellt“.[4, Seite 25]

Dennoch betont der Carnegie Bericht, dass „die [Bush] Regierung keine Gelder oder bedeutende politische Anstrengungen in [ihre] Pläne investiert hat“.[4, Seite 13]

Dem Carnegie Bericht zufolge senkt der Präsident sogar im vorgeschlagenen Budget 2005 die Gelder, die die amerikanischen Bemühungen zur Verringerung der Verbreitung von waffenfähigem Plutonium und Uran weltweit unterstützen sollen und senkt auch den Beitrag der USA an die International Atomic Energy Agency (IAEA), „deren Verantwortung enorm gestiegen ist, während ihr Budget gleich geblieben ist“.[4, Seite 13]

Mit Nuklearwaffen ausgestattete Terroristen stellen die Bedrohung Nummer 1 für die USA dar und die Bedrohung Nummer 2 sind Nuklearstaaten wie Pakistan und Nordkorea. Wie der Carnegie Bericht erklärt, „könnten nationale Instabilität oder eine radikale Veränderung der Regierung zum Zusammenbruch der staatlichen Kontrolle über Waffen und nukleares Material führen und die Abwanderung von Atomwissenschaftlern in andere Nationen oder in den Dienst anderer Gruppen nach sich ziehen“.

Anstatt jedoch nukleare Technologie und Know-How ausserhalb der Reichweite solcher Staaten zu halten, ermutigt die Bush Regierung aktiv amerikanische Unternehmen dazu, ihre nukleare Hardware und Know-How ins Ausland zu verkaufen. Erst kürzlich hat Vizepräsident Cheney auf einem Besuch in China für Westinghouse Atomkraftwerke geworben, obwohl China angekündigt hat, nukleare Technologie an Pakistan weiterverkaufen zu wollen.[5]

Diese widersprüchlichen Tatsachen sind zutiefst verwirrend. Während der letzten zwei Jahre habe ich die verfügbare Literatur zu diesem Thema durchgearbeitet, um die Antwort auf folgende Frage zu finden: „Warum fördert die Bush Regierung nukleare Waffen, Materialien und Know-How auf der ganzen Welt?“

Selbstverständlich sind alle meine Antworten hypothetisch, da ich wirklich nicht weiss, was den Präsidenten, den Vizepräsidenten, ihre hauptsächlichen Unterstützer im Weissen Haus und im Senat und ihre Berater im Pentagon motiviert. Ich weiss nur das, was öffentlich bekannt ist.

Lassen Sie uns also beginnen. Im Rest dieser Serie werde ich die folgenden Hypothesen untersuchen:

Hypothese n° 1: Simple Inkompetenz und Verwirrung unter den staatlichen Verteidigungsagenturen. Vielleicht wollen sie ja tatsächlich die Verbreitung der nuklearen Technologie bremsen, doch werden einfach mit der Aufgabe nicht fertig.

Hypothese n° 2: Ganz normales geschäftsmässiges Profitstreben kombiniert mit dem omnipräsenten Bedarf nach Geldern für die Wiederwahlkampagne. Vielleicht fördert die Regierung die Atomenergie, um potentielle Wahlkampagnenspender aus dem Nukleargeschäft zu belohnen, wie Westinghouse, General Electric, Framatone (ehemalig Babcok & Wilcox), Bechtel, Halliburton, Brown & Root und andere bedeutende Baufirmen, die Atomkraftwerke bauen und die benötigte Infrastruktur (Strassen, Stromleitungen, spezielle Docks an Seehäfen, Installationen zur Weiterverarbeitung von Treibstoff, Sicherheitsausstattung und –training, etc.).

Hypothese n° 3: Nuklearenergie wird benötigt, um zu verhindern, dass Nationen und Regionen auf Solarenergie umsteigen. Aufgrund der Investitionen in Höhe von Milliarden von Dollar, die man für jedes Atomkraftwerk tätigen muss, und weil Atomkraftwerke gefährlich sind, verlangen sie nach einer äusserst zentralisierten, hierarchischen, fast schon militärischen, Struktur, die moderne transnationale Unternehmen bieten. Dieser „militärisch-industrielle“ Komplex vor dem uns Präsident Eisenhower 1961 gewarnt hat findet seine Verkörperung in der Nukleartechnologie.

Solarenergie, andererseits, kann auf kleinerer Ebene eingesetzt und lokal kontrolliert werden, ist definitiv ungefährlich, weniger interessant für Terroristen[6] und ist daher viel kompatibler mit einer offenen demokratischen Struktur, die im Laufe der Zeit die unternehmerische Kontrolle untergraben könnte. Daher ist Solarenergie gefährlich und sogar subversiv, da sie „den gewohnten Lauf des Business“ untergraben könnte.

Hypothese n° 4: Atomkraftwerke benötigen und unterstützen eine zentralisierte, fast schon militärische, geschäftsmässige Struktur und genau das tut auch eine Welt voll mit waffenfähigem Uran und Plutonium.

So lange es einen blühenden Schwarzmarkt für waffenfähiges nukleares Material gibt, so lange können wir leichter ein jährliches militärisches Budget von 450 Millionen Dollar rechtfertigen, ein Netzwerk aus amerikanischen Spionageagenturen, die in 80 Ländern aktiv sind[7] und präventive Kriege, wie der aktuelle Krieg im Irak, (und andere, die momentan, so wurde berichtet, vom Pentagon vorbereitet werden gegen Syrien, den Libanon, Libyen, den Iran, Somalia und den Sudan[8]).

Ob Sie nun beim Militär, bei einem zivilen Unternehmen oder irgendwo dazwischen tätig sind, wenn Sie daran arbeiten, die sogenannten Feinde der Nation zu bekämpfen, und wenn Sie möchten, dass Ihr Unternehmen floriert, dann sind Feinde, die mit kleinen nuklearen Waffen ausgestattet sind vielleicht die beste Art von Feinden, die Sie haben können. Jedermann wird Ihre Arbeit gegen solche Gegner unterstützen. Sie werden sogar in den Krieg mit Ihnen gegen solche Feinde ziehen.

Hypothese n° 5: Nun dringen wir in das Gebiet der Realpolitik vor, die Art von Welt, in der Henry Kissinger lebt, in der das Undenkbare Routine ist.[9]

Kann es möglich sein, dass einige Personen innerhalb der Bush Regierung (oder innerhalb von Gruppen, die die Bush Regierung für ihren Wahlsieg im Jahre 2004 als essentiell empfindet) sich davon Profit erhoffen könnte, wenn ein Schurkenstaat oder eine terroristische Gruppe eine kleine Atombombe in Jerusalem oder sogar New York detonieren lässt?

Hier sind einige verrückte Spekulationen, die vielleicht überdenkenswert sind:

a)            Vielleicht würde die Explosion einer kleinen Atombombe dazu dienen die aktuelle Generation daran zu erinnern, wie gefährlich nukleare Technologie wirklich ist. Eine bösartige nukleare Detonation würde schnell die zivile Nuklearenergieindustrie zu einem Ende bringen. Sie könnte auch die Internationale Gemeinschaft dazu anspornen, Tonnen von waffenfähigem Plutonium oder angereichertem Uran einzutreiben, die in circa 40 Nationen herumliegen.

b)            Eine bösartige Detonation würde mit ziemlicher Sicherheit das Ende von Demokratie, wie wir sie kennen, bedeuten. Grossteile der Verfassung würden wahrscheinlich innerhalb von Stunden ausser Kraft gesetzt werden.

Erinnern wir uns daran, dass die Bush Regierung die Massenmorde vom 11. September als ausreichend betrachtet hat, um das englische Habeas-Corpus-Recht ausser Kraft zu setzen, das im englischen Gesetz 1679 formalisiert und ein Jahrhundert danach in die amerikanische Verfassung aufgenommen wurde.

Der amerikanische höchste Gerichtshof Supreme Court hat „die Tatsache anerkannt, dass die schriftliche Niederlegung des Habeas-Corpus-Rechts das grundlegende Instrument zur Bewahrung der individuellen Freiheit gegenüber staatlicher Willkür und Gesetzlosigkeit ist“.[10]

Ein Habeas-Corpus Schriftstück ist ein richterliches Mandat, dass einem Gefängnisbeamten befielt, einen Gefängnisinsassen vor Gericht zu stellen, damit das Gericht entscheiden kann, ob diese Person rechtmässig eingesperrt wurde oder ob er oder sie freigelassen werden sollte. Ohne Habeas Corpus können Menschen für immer eingesperrt werden ohne irgendeine wie auch immer geartete rechtliche Handhabe zu besitzen. Sogar die Tatsache, dass sie eingesperrt sind, kann geheimgehalten werden. Das ist genau das, was die Bush Regierung in Guantanamo Bay plant und vielleicht in anderen quasi militärischen Gefängnissen, die die USA rund um den Globus unterhalten.

Wenn man sieht, wie das Habeas-Corpus-Recht als Antwort auf die Massenmorde des 11. September widerrufen wurde, dann muss jedermann von der Zerbrechlichkeit dessen beeindruckt sein, was als die unantastbaren Prinzipien der Demokratie und der Zivilisation selbst galt. Die Feinde der Demokratie – innerhalb und ausserhalb der USA – können wie jeder andere auch erkennen, dass eine nukleare Explosion in New York mit ziemlicher Sicherheit das amerikanische Experiment der Selbstherrschaft beenden würde.

c)            In den USA existiert eine an Bedeutung gewinnende Bewegung, die versucht, die Grenze zwischen Kirche und Staat aufzuheben und unsere säkulare durch eine religiöse Regierung zu ersetzen. Wir können die Anfänge einer solchen Denkweise bei der Plattform 2004 der republikanischen Partei im Staate Texas sehen, die sagt: „die republikanische Partei von Texas bemerkt, die USA seien eine christliche Nation“. Und: „Die Partei versteht die Zehn Gebote als die Basis unserer grundlegenden Freiheiten und als den Eckstein der westlichen Gesetzestradition“. Und: „Unsere Partei möchte ihren Einfluss ausüben, um die ursprüngliche Bedeutung des ersten Grundsatzes der amerikanischen Verfassung wiederherzustellen und den Mythos der Teilung von Kirche und Staat zerschlagen“. [12]

Durch die Entfernung der vefassungsmässigen Mauer, die Kirche und Staat voneinander trennt, hoffen einige Personen ganz einfach darauf, von Washington eine Spende für ihre religiöse Gruppe zu bekommen (die „auf dem Glauben basierende Initiative“ des Präsidenten verteilte im Jahre 2003 1,1 Milliarden Dollar an Steuergeldern an religiöse Organisationen).[13]

Andere haben viel grössere Ziele und möchten eine komplett theokratische Ordnung einführen, in der ihre Vorstellung des biblischen Gesetzes unsere säkulare Demokratie ersetzt, im Grunde genommen die Aufklärung ablehnt und unsere Welt ins 17. Jahrhundert zurückbefördert.[11]

d)            Es gibt noch eine weitere und viel grössere Gruppe von Christen, die glaubt, ihre persönliche Erlösung hinge ab von der Rückkehr Christi auf Erden und dass diese Rückkehr Christi von einer Reihe von spezifischen Ereignisssen abhänge, die sich im Mittleren Osten abspielen, inklusive der Schlacht Armageddon, die man als nuklearen Dritten Weltkrieg interpretieren könnte.

Diese Anhänger der Armageddontheologie umfassen Reverend Billy Graham, Reverend Pat Robertson, den Sänger Pat Boone, Reverend Jerry Falwell, Ralph Reed Jr., Gary Bauer, den republikanischen Strategen Ed McAteer, die Beraterin und Kolumnistin Laura Schlessinger, den Schriftsteller Hal Lindsey („The Late Great Planet Earth“), Reverend Tim LaHaye (Co-Autor des 11. Bandes der Serie „Left Behind“), Führer der parlamentarischen Mehrheit Tom Delay (R.-Tex), US Senator James N. Inhofe (R-Ok, Vorsitzender des Senatorenkomitees für Umwelt und öffentliche Arbeiten), Justizminister John Ashcroft und viele andere Personen in Spitzenpositionen innerhalb der Bush Regierung.

Die Autorin Grace Halsell, auch sie eine wiedergeborene Christin aus Texas – bereiste das Heilige Land im Mittleren Osten zweimal zusammen mit Anhängern von Reverend Jerry Falwell. Halsell schrieb danach ein Buch über ihre Erfahrungen. In „Prophecy and Politics“, mit dem Untertitel „Militant Evangelists on the Road to Nuclear War“, schreibt Halsell: „Ich hörte wie Falwell vom nuklearen Armageddon predigte und ich sah wie sein Gesicht bei dem Gedanken daran strahlte“.[14, Seite 197] – Peter Montague

[Fortsetzung folgt.]

                                                                                                                      

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Quellenangaben

 

[1]     Präsident Bush wird zitiert in Dafna Linzers „Report Faults U.S. Action on Nuclear Proliferation“, Washington Post, 21. Juni 2004.

[2]       The National Security Strategy of the United States of America“ (September 2002) erhältlich unter http://www.whitehouse.gov/nsc/nss.html.

[3]       National Strategy to Combat Weapons of Mass Destruction“ (Dezember 2002), erhältlich unter http://www.whitehouse.gov/news/releases/2002/12/WMDStrategy.pdf.

[4]       George Perkovich und andere, „Universal Compliance: A Strategy for Nuclear Security“ (Washington D.C.: Carnegie Endowment for International Peace, Juni 2004). Entwurf erhältlich unter http://www.ceip.org/strategy.

[5]       H. Josef Herbert, „Cheney to shop Westinghouse nuke technology to China“, Salt Lake City (Utah) Tribune, 10. April 2004.

[6]       Amory B. Lovins und L. Hunter Lovins, Brittle Power; „Energy Strategy for National Security“ (Brown House Publishing: Andoiver, Mass., 1982).

[7]       Dan Balz und Bob Woodward, „Bush Awaits History’s Judgment, President’s Scorecard Shows Much Left to Do“, Washington Post, 3. Februar 2002, Seite A1.

[8]       General Wesley R. Clark, „The Clark Critique“, Newsweek, 29. September 2003, Seite 31 – es handelt sich dabei um einen Auszug aus Clarks Buch „Winning Modern Wars: Iraq, Terrorism, and the American Empire“ (Public Affairs, 2003; ISBN: 1586482777).

[9]       Siehe das Video „The Trial of Henry Kissinger“, basierend auf dem Buch mit demselben Titel vom britischen Journalisten Christopher Hitchens (Version paperback, 2002, ISBN: 1859843980); betreffend das Video siehe http://www.thetrialofhenrykissinger.com/trials.html.

[10]     Brown v. Vasquez, 92 F.2D 1164, 1166 (9th Cir. 1991), cert. Denied, 112 S.Ct. 1778 (1992).

[11]     Siehe zum Beispiel Frederick Clarkson, „Theocratic Dominionism Gains Influence“, Public Eye Magazine Vol. 8, N° 1 und 2 (März und Juni 1994). Erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=400. Und siehe Joan Bokaer, „The Rise of the Religious Right in the Republican Party“, erhältlich in Textformat (ohne Bilder) unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=407 und in pdf Format (2MB) unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=407 oder Sie können das 19-seitige Webdokument lesen unter http://www.4religious-right.info.

[12]     2004 [Texas] State Republican Party Platform“ erhältlich unter http://www.texasgop.org/library/platform.php.

[13]     Elisabeth Bumiller, „Preaching to the Choir, Bush Encourages Religious Gathering“, New York Times, 2. Juni 2004, Seite A17.

[14]     Grace Halsell, „Prophecy and Politics; Militant Evangelists on the Road to Nuclear War“, (Westport, Conn.: Lawrence Hill & Co., 1986), ISBN 0-88208-210-8.

 

 

 

Bush´s Atombomben-Fallen            Teil 4

Peter Montague

In dieser Serie versuche ich Gründe dafür zu finden, warum die USA eine scheinbar widersprüchliche und scheinbar selbstzerstörerische Nuklearpolitik verfolgen, die sich unter anderem wie folgt ausdrückt:

1.             Präsident Bush betont immer und immer wieder, dass die zwei grössten Gefahren für die USA darin bestehen, dass a) Terroristen und b) instabile und kriegswütige Länder über Nuklearmaterial und das nötige Know-How verfügen.

2.             Währenddessen werben Vizepräsident Dick Cheney und das Handelsministerium für den Verkauf von Atomkraftwerken auf der ganzen Welt, obwohl weithin bekannt ist, dass Atomkraft ein sicherer Wegbereiter für Nuklearwaffen ist für diejenigen, die danach streben. Die Beispiele der Länder Indien, Pakistan, Nordkorea und Iran beweisen dies.

3.             Präsident Bush hat ein „zweites nukleares Zeitalter“ eingeläutet durch seine Bestellung einer neuen Generation von kleineren Atombomben, die gebraucht werden, weil sie „einsetzbarer“ als die alten, grösseren Atombomben sind. Und Mr. Bush hat eine neue provokantere Kriegspolitik angekündigt, die Drohungen mit nuklearen Präventivschlägen gegen Amerikas Feinde beinhaltet, auch gegen solche, die selbst keine Nuklearwaffen besitzen.

4.             In der Zwischenzeit geht die Sicherung von tausenden ungesicherten Atomwaffen in Ländern der ehemaligen Sowjetunion durch die USA nur sehr schleppend voran und die USA haben auch dabei versagt, Tonnen von waffenfähigem Uran und Plutonium wiederzufinden, die sie an 40 oder mehr Ländern verliehen oder weitergegeben haben im Rahmen des Programms „atoms for peace“ (Atome für den Frieden), das von Präsident Eisenhower ins Leben gerufen wurde.

Es scheint als glaubten die amerikanischen Anführer oder ihre politischen Unterstützer denen sie verpflichtet sind, dass die böswillige Detonation einer nuklearen Waffe in einer Schlüsselstadt wie Jerusalem oder New York unvermeidbar ist und nicht aufgehalten werden kann, oder dass sie sogar irgendeinen Profit mit sich bringen könnte und daher ermöglicht werden sollte.

In Rachels Artikel N° 794 haben wir ein halbes Dutzend Hypothesen untersucht, die erklären könnten, warum in der amerikanischen Politik im Bezug auf böswillige nukleare Detonationen solch tiefgreifende Ungereimtheiten bestehen. Ich denke nicht, dass man eine dieser Hypothesen wirklich ausschliessen kann. Bis zu einem gewissen Grad könnten sie alle Präsident Bushs Nuklearpolitik beeinflussen.

Dennoch, die unwiderstehlichste Hypothese mit der grössten Erklärungskraft ist diese: einige fundamentalistische christliche Anführer in den USA sagen, dass sie glauben, der Dritte Weltkrieg sei unvermeidbar (manche sagen sogar er sei wünschenswert), da er Teil von Gottes Plan sei, und eben diese christlichen Anführer legen die politischen Prioritäten der republikanischen Partei fest, die wiederum den Kongress und die Exekutive kontrolliert.

Diese fundamentalistischen Christen sind daher am besten gestellt, um die Verbreitung von Nukleartechnologie im Ausland voranzutreiben und um amerikanische Bemühungen zu bremsen, waffenfähiges Nuklearmaterial wiederzufinden und zu sichern. Viele von ihnen predigen auch, dass nur eine flammende Deflagration die Armeen des Antichristen zerstören und somit das tausendjährige Reich des Friedens Christi herbeiführen könne. Diese Hypothese, und die dazugehörige Theologie, kann auch einige andere von Bushs politischen Entscheidungen erklären, zum Beispiel im Bezug auf Steuer, Wissenschaft, Erziehung, Frauenthemen, die Politik im Mittleren Osten und Umweltschutz.

Das ist ein kompliziertes Thema und ich muss gleich zu Beginn klarstellen, dass es nicht um das Christentum an sich geht, um fundamentalistische Christen oder um Republikaner. Es handelt sich um ein paar fundamentalistische christliche Anführer, die vor 20 Jahren entschieden haben „die Führung“ der republikanischen Partei zu übernehmen, und um ein paar republikanische Politstrategen, die mit Hilfe der Unterstützung der fundamentalistischen Christen die zahlenmässige Stärke der republikanischen Partei erhöhen wollten.[1]

Im Jahr 1994 hatten beide Gruppen ihr Ziel erreicht, die fundamentalistischen Christen hatten die republikanische Partei unter Kontrolle gebracht und die republikanische Partei hatte Wahlmehrheiten erreicht, die ohne die organisierte Unterstützung der christlichen Fundamentalisten und ihre evangelistischen Anhänger nicht möglich gewesen wären.

Christliche Fundamentalisten erschienen erstmals auf der nationalen politischen Bühne, als Reverend Jerry Falwell und Reverend Tim LaHaye 1979 – 1980 die Organisation Moral Majority ins Leben riefen. Zehn Jahre später gründete Reverend Pat Robertson die Christian Coalition, um den Staat und die nationalen Wahlen zu beeinflussen. 1992 teilte er der Denver Post mit: „Wir wollen erreichen, dass die republikanische Partei so bald wie möglich von familienfreundlichen Christen kontrolliert wird“.[2] Im Jahre 1994 hatte die Coalition es geschafft.

Die Christian Coalition beurteilt Kongressmitglieder je nachdem, wie sie zu gewissen Themen abstimmen. Dadurch können wir den Einfluss der konservativen Christen innerhalb der republikanischen Partei messen. Hier sind die Bewertungen der 10 mächtigsten Republikaner im amerikanischen Parlament. (Hinter jeder Bewertung durch die Christian Coalition [CC] habe ich die Bewertung der Person durch die League of Conservative Voters [LCV] angeführt, um zu zeigen wie republikanische christliche Anführer bei Umweltthemen abstimmen).

Parlamentssprecher Dennis Hastert (III.): CC: 100%, LCV: keine Daten vorhanden; Mehrheitsführer Tom Delay (Tex.): CC: 100%, LCV: 0%; Mehrheitsführer Roy Blunt (Mo.): CC: 92%, LCV: 0%; Abgeordnetenführer Eric Cantor (Va.): CC: 100%, LCV: 0%; Republikanische Konferenzvorsitzende Deborah Price (Ohio): CC: 58%, LCV: 4%; Republikanischer Konferenzsekretär John Doolittle (Calif.): CC: 100%, LCV: 0%; Vorsitzender des republikanischen Politkommittees Christopher Cox (Calif.): CC: 100%, LCV: 14%; Staatliches republikanisches Kongresskommittee Tom Reynolds (N.Y.): CC: 92%, LCV: 18%; Vorsitzender der republikanischen National Leadership Rob Portman (Ohio): CC: 100%, LCV 18%.

Und hier sind die Bewertungen der Christian Coalition (CC) und der League of Conservation Voters (LCV) für die 7 mächtigsten Republikaner im amerikanischen Senat: Mehrheitsführer Bill Frist (Tenn.): CC: 100%, LCV 0%; Assistent des Mehrheitsführers Mitch McConnell (Ky.): CC: 100%, LCV: 4%; Republikanischer Konferenzvorsitzender Rick Santorum (Pa.): CC: 100%, LCV: 4%; Republikanischer Vizekonferenzvorsitzender Kay Hutchinson (Tex.): CC: 100%, LCV: 4%; Republikanisches Politkomitee Jon Kyl (Ariz.): CC: 100%, LCV: 4%; Nationales Republikanisches Senatorenkomitee George Allen (Va.): CC: 100%, LCV: 0%.[2]

Diese prozentuale Aufteilung beweist deutlich die Macht der fundamentalistischen Christen, die Prioritäten der republikanischen Partei zu kontrollieren und ihre anhaltende Animosität gegenüber Umweltschutzthemen.

Präsident Bush ist nun den evangelistischen christlichen Anführern gänzlich verpflichtet, da die Evangelisten im Jahre 2000 laut der New York Times circa 40% der Stimmen für Mr. Bush betrugen.[4] Wie Newsweek im Jahre 2003 berichtete, „bilden“ die evangelistischen Christen „mittlerweile das Herzstück der republikanischen Partei... bibelgläubige Christen sind Bushs grösste Unterstützer, und die Steigerung ihrer Anzahl ist die oberste Priorität von Karl Rove, dem politischen Berater des Präsidenten“.[5]

Die republikanische Partei und die Bush Familie entdeckten die Bedeutung der evangelistischen Stimmen 1988 als George H. W. Bush (der Vater des aktuellen Präsidenten Bush) sich um die Präsidentschaft bewarb. Doug Weed, politischer Berater sowohl des Vaters als auch des Sohnes, sagte während der Präsidentschaftswahl im Jahre 1988: „Wir haben wie immer die jüdischen Stimmen verloren, die mexikanischen Stimmen sowie die all der anderen Gruppen. Wir haben die Stimmen der Katholiken verloren. Wir haben mit einem modernen Präsidentschaftskandidaten einen Erdrutschsieg erreicht und das ohne die Katholiken“. Er sagte weiter: „[Im Jahre 1988] kam die Botschaft endlich an, mein Gott, man kann ins Weisse Haus einziehen mit nichts ausser der Unterstützung der Evangelisten, wenn man nur genug von ihnen bekommen kann, wenn man sie alle bekommen kann“.[6]

George W. Bush und die republikanische Partei haben seit diesem Moment die evangelistischen Anführer umworben, haben auf sie gezählt und von ihnen Anweisungen entgegengenommen.[7]

Die Massenmedien neigen dazu alle fundamentalistischen Christen als „Evangelisten“ zu bezeichnen, als wären alle Evangelisten Fundamentalisten. Dem ist nicht so. Ausserdem nehmen die Medien an, dass alle Evangelisten dieselbe politische und theologische Meinung teilen. Dies ist ein weiterer ernsthafter Fehler. Unter den Evangelisten gibt es ein breites Spektrum von politischen und theologischen Meinungen – mindestens 10% sind Liberale.[8] Geschätzte 15% der Evangelisten sind Afroamerikaner und davon sind 75% überzeugte Demokraten.[9] Das Meinungsspektrum unter den fundamentalistischen Christen, die die republikanische Partei kontrollieren, ist jedoch viel enger gefasst und ganz sicher nicht liberal.

Was ist Fundamentalismus?

Der Religionshistoriker George W. Marsden beginnt sein Buch „Understanding Fundamentalism and Evangelicalism“ folgendermassen: „Ein Fundamentalist ist ein Evangelist, der sich über irgendetwas ärgert“.[10] Reverend Jerry Falwell hat bei Gelegenheit Marsdens Definition benutzt, um sich selbst und seine Millionen Anhänger zu beschreiben. Fundamentalisten sind kämpferische Evangelisten, die bereit dazu sind den Kampf gegen liberale Theologie, die Veränderung kultureller Werte und säkularen Humanismus aufzunehmen. Fundamentalisten drücken ihre Ziele klar aus. Sie sehen sich selbst als christliche Soldaten, die sich in einem „kulturellen Krieg“ befinden, in einem Kreuzzug gegen die dominante liberale Kultur, die sie als übel betrachten. Ihr Ziel ist es den kulturellen Krieg zu gewinnen und ihre christliche Auffassung von Verhaltensnormen jedermann aufzuerlegen, also eine theokratische Nation zu erschaffen.[11]

In Summe ist das Ziel der fundamentalistischen christlichen Anführer, die amerikanische Gesellschaft zu dominieren – ein Ziel, das Reverend Pat Robertson bereits 1984 explizit ausdrückte.[12]

Christliche fundamentalistische Anführer sind ihrem Ziel der Dominanz viel näher als die meisten wahrhaben wollen. Sie kontrollieren den Kongress und das Weisse Haus und sie arbeiten nun methodisch an der Übernahme der Gerichtshöfe. Die Massenmedien haben dies vielleicht ignoriert, weil religiöse Überzeugungen in den USA als Privatangelegenheit gelten und dabei handelt es sich hier um die wichtigste politische Angelegenheit unserer Zeit.

Evangelisten haben gemeinsame Glaubensgrundsätze, darunter auch folgende:

1.             die Bibel ist das unfehlbare Wort Gottes;

2.             die Erlösung von verlorenen und sündigen Personen (also aller menschlicher Wesen bei ihrer Geburt) ist nur durch die Wiederherstellung des Heiligen Geistes möglich – es handelt sich um eine zutiefst persönliche Erfahrung der „Errettung“, die viele mit einer „Wiedergeburt“ gleichsetzen, in dem Moment, als sie Christus in ihr Herz aufnehmen;

3.             alle die Christus nicht als ihren persönlichen Erlöser akzeptieren (eingenommen Moslems, Juden, Atheisten und Agnostiker, Hindus, Buddhisten und alle anderen nicht-Christen) werden nach ihrem Tod als Verdammte wiederauferstehen und werden in alle Ewigkeit unaussprechliches Leid in den Flammen der Hölle ertragen müssen;

4.             der Einsatz ist so hoch, dass diejenigen, die errettet wurden, weil sie Christus in ihr Herz aufgenommen haben, dazu verpflichtet sind, andere davon zu überzeugen Christus auch anzunehmen, durch die Verbreitung des Evangeliums oder, wie sie es nennen, der „guten Nachricht“. (Der Begriff „Evangelismus“ kommt vom griechischen Wort „evangelion“, das „die gute Nachricht“ bedeutet).

5.             Christus wird letztendlich auf die Erde zurückkehren, mächtig und ruhmreich.

Innerhalb der Gruppe aller Evangelisten gibt es eine etwas kleinere Gruppe, die „premillenial dispensationalists“ oder auch „Himmelfahrtschristen“ („rapture Christians“) genannt wird. Sie halten sich unter anderem an die oben genannten fünf Grundsätze.

Woran glauben die Anführer der Dispensationalisten?

Die Anführer der Dispensationalisten glauben, dass Christus, bevor er zur Erde zurückkehrt, alle Erretteten in den Himmel holen wird („rapture“), ob sie nun tot oder noch lebendig sind. Reverend Billy Graham schrieb 1984: „Der Tag nähert sich rapide, an dem Jesus Christus zurückkehrt und seine Anhänger aus allen Gräbern mit sich reisst und all diejenigen von uns, die noch lebendig sind, werden bei dieser grossartigen Rettung dabei sein!“[13]

Die Idee der Himmelfahrt tauchte in der amerikanischen evangelistischen Theologie um 1860 auf und wird seither weithin akzeptiert. Heute werden dispensationalistische Ansichten in über 200 höheren Lehranstalten vermittelt, wie zum Beispiel am Dallas Theological Seminary, am Southern Baptist Theological Seminary und am Moody Bible Institute. Dispensationalistische Ansichten spiegeln sich auch wieder in den Begleitnotizen zu beliebten Studienbibeln, wie der Schofield Reference Bible und der Ryrie Study Bible.

Die überwältigende Mehrheit der evangelistischen Anführer (vielleicht sogar alle), die auf der politischen Bühne auftreten, sind Dispensationalisten. Reverend Jerry Falwell brüstet sich damit, 70 Millionen Dispensationalisten mobilisieren zu können (36% aller amerikanischen Erwachsenen), andere sagen die wahre Zahl von Dispensationalisten liege nicht bei mehr als 40 Millionen (20% aller Erwachsenen). Jede der beiden genannten Zahlen ist von politischer Bedeutung, denn nur 50,99 Millionen Personen haben im Jahr 2000 für Al Gore gestimmt und noch weniger für G. W. Bush.

Dispensationalistische Anführer glauben, dass auf diese Himmelfahrt eine siebenjährige Leidensperiode folgen wird, in der die auf der Erde „zurückgelassenen“ (die nicht in den Himmel gefahrenen) schreckliche Katastrophen ertragen müssen, wie Erdbeben, Heuschreckenplagen, Skorpione und Geschwüre. Während dieser Leidensperiode wird jeder zurückgelassene eine weitere Chance bekommen, Jesus anzunehmen. Die dispensationalistischen Anführer denken, dass die Leidensjahre geprägt sein werden von zunehmendem Chaos, Verbrechen, Gotteslästerung, Ehebruch, Homosexualität und anderen Verhaltensweisen, die von wachsendem moralischem Verfall zeugen. Während dieser Zeit wird der Antichrist, ein diabolischer Diktator, erscheinen und Lösungen zu allen Problemen der Welt anbieten. Der Antichrist wird versuchen eine einheitliche Weltregierung einzuführen, in etwa wie die Vereinten Nationen oder vielleicht die Welthandelsorganisation.

Am Ende der siebenjährigen Leidensperiode wird Christus seine Armeen des Mitgefühls gegen die bösen Armeen des Antichristen in die schreckliche Schlacht von Armageddon führen, nach der Christus für eine tausendjährige Friedenszeit (das sogenannte Millennium) über die Erde herrschen wird.

Basierend auf ihrer Auslegung der Johannesoffenbarung glauben die dispensationalistischen Anführer, dass die „Endzeit“, die zum Millennium führt, unter besonderen Umständen stattfinden muss.

Zuerst müssen die Juden ins „Heilige Land“ zurückkehren und die Kontrolle darüber übernehmen. Es ist das Land, das Gott einst den Kindern Abrahams gab, wie in Genesis 15:18 berichtet wird. Dann muss ein Tempel auf dem Tempelberg in Jerusalem erbaut werden, auf dem heute zufällig die Al-Aqsa Moschee steht, ein Gebetshaus, das für Muslime einer der zwei oder drei heiligsten Orte auf Erden ist.[16, Seite 109] Nach der Zerstörung der Moschee wird der Tempel erbaut und Tiere werden in ihm geopfert. Dann kann sich die „Endzeit“ wirklich voll entfalten – die Himmelfahrt, die Leidenszeit, der Antichrist, Armageddon und der tausendjährige Frieden.[17, Seiten 88 - 116]

Viele dispensationalistische Anführer glauben, dass die Endzeit durch die Gründung Israels im Jahre 1948 in Gang gebracht und beschleunigt wurde durch den sechstägigen arabisch-israelischen Krieg 1967, durch den Israel sein kontrolliertes Territorium verdoppelte, indem es palästinensische Gebiete, wie die West Bank und den Gazastreifen besetzte.

Jedoch dehnte sich das „Heilige Land“, wie in Genesis beschrieben, vom Euphrat (im Zentrum des heutigen Irak) bis nach Osten hin zum „Fluss von Ägypten“ aus, in dem dispensationalistische Anführer den Nil sehen. Wenn Sie eine Landkarte betrachten, so können Sie sehen, dass der heutige Staat Israel, auch wenn Sie die besetzten Territorien der West Bank und den Gazastreifen miteinbeziehen, nicht einmal im Entfernten so gross ist wie das gesamte „Heilige Land“. Darum bestehen einige christliche Fundamentalisten, wie Tom DeLay, der republikanische Mehrheitsführer im amerikanischen Parlament, auf der gewaltsamen Entfernung von Arabern und anderen Völkern aus diesen Gebieten, um Christus Rückkehr zu ermöglichen. Vor einem Jahr, als Präsident Bush seinen Fahrplan vorschlug zur eventuellen Schaffung eines unabhängigen palästinensischen Staates auf einem Teil des Heiligen Landes, unternahm Mr. DeLay eine spezielle Reise nach Israel, um den Widerstand gegen den Fahrplan zu organisieren.[18] Mr. Bush hörte danach auf für seinen Friedensplan zu werben.

Die Besetzung des Heiligen Landes durch Israel ist äusserst wichtig für dispensationalistische Anführer. Zum Beispiel war der arabisch-israelische Krieg von 1967 ein Wendepunkt im Leben von Jerry Falwell. Seinen Biographen zufolge glaubte Mr. Falwell vor 1967, dass Prediger in der Politik nichts verloren hätten. Doch Mr. Falwell hielt den schnellen Sieg der Israelis im „Sechs Tage Krieg“ von 1967 für einen klaren Beweis „für das Eingreifen von Gott dem Allmächtigen“.[17, Seite 72] Mr. Falwell besuchte bald darauf Israel und traf Menachim Begin, den Anführer der konservativen Likud Partei, und gründete daraufhin eine mächtige politische Bewegung in den USA, die als „christlicher Zionismus“ bekannt ist. Das sind Christen, die begierig darauf sind, Israel bei der Übernahme und Kontrolle des Heiligen Landes zu helfen, da es sich um einen notwendigen Schritt auf dem Weg zur erfolgreichen Rückkehr Christi handelt.

Reverend Falwell hat bewiesenermassen gesagt, Israel solle Teile des heutigen Irak, Syriens, der Türkei, Saudi Arabiens, Ägyptens und des Sudan besetzen, sowie den gesamten Libanon, Jordanien und Kuwait.[17, Seite 141] Das Bestreben, mit Gewalt mehrere Millionen Moslems aus ihrer Heimat zu entfernen, würde mit ziemlicher Sicherheit zum Dritten Weltkrieg führen, doch in den USA gibt es viele die einfach sagen könnten „Packen wirs an“. Kurz nach dem 11. September schrieb die neokonservative Polemikerin Ann Coulter in der National Review: „Wir sollten in ihre Länder einfallen, ihre Anführer töten und sie zum Christentum bekehren“.[19] Reverend Falwell selbst beteuert, dass Gott Krieg gutheisst: „Gott ist für den Krieg“, sagte er erst Anfang diesen Jahres.[20] Andere fundamentalistische christliche Anführer sind derselben Meinung. Reverend Charles Stanley, ehemaliger Vorsitzender der Southern Baptist Convention – die grösste christliche Sekte Amerikas mit 16 Millionen Anhängern, sagte letztes Jahr: „Gott ist für den Krieg aus göttlichen Gründen und setzt ihn manchmal ein, um Seinen Willen durchzusetzen“.[20]

Für Menschen, die einer solchen Meinung sind, hat die gegenwärtige amerikanische Invasion des Irak eine besondere Bedeutung, da sie als wesentlicher Schritt in Richtung der Rückkehr Christi interpretiert werden kann. Tatsächlich beschreibt Präsident Bush seine eigene Rolle im Irakkrieg mit tiefreligiösen Begriffen. Als der Präsident vor einem Jahr den Mittleren Osten bereiste, berichtete die israelische Zeitung Haaretz, die sich im Besitz der New York Times befindet, der Präsident habe gesagt: „Gott sagte mir, ich solle Al-Qaeda angreifen und das tat ich und dann befahl er mir, Saddam anzugreifen und das tat ich auch...“[21]

[Fortsetzung folgt.]

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Quellenangaben

 

[1]       Ich stehe in der Schuld von Joan Bokaer, Chefin von Theocracy Watch (einem Projekt des Center for Religion, Ethics and Social Policy (CRESP) an der Cornell Universität), deren Arbeit mir dabei half, eine erstaunliche Anzahl von Fäden zu entwirren, die das komplexe Flechtwerk dieses Artikels ausmachen. Ihr 20-seitiges Webdokument, „The Rise of the Religious Right in the Republican Party“ ist ein essentielles Dokument für jeden, der den Einfluss des religiösen Rechtes auf die amerikanische Kultur und Politik verstehen möchte. Siehe http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=411 oder http://www.4religious-right.info/. Ich stehe auch in der Schuld von Sr. Miriam McGillis, Mitglied der Dominikanischen Schwestern in Caldwell, N.J., die mich auf Ms. Bokaers Arbeit aufmerksam machte.

[2]       Zitat aus Joan Bokaer, „The Rise of the Religious Right in the Republican Party – Introduction“, erhältlich unter http://www.4religious-right.info/introduction2.htm.

[3]       Daten aus Joan Bokaer, „The Rise of the Religious Right in the Republican Party – Government“, erhältlich unter http://www.4religious-right.info/govern.htm.

[4]       Elizabeth Bumiller, „Evangelicals Sway White House on Human Rights Issues Abroad“, New York Times, 26. Oktober 2003.

[5]       Howard Fineman, „Bush and God“, Newsweek, 10. März 2003. Erhältlich unter http://www.rachel.org/library/gefile.cfm?ID=419.

[6]       Doug Weed erschien in der Sendung FrontlineThe Jesus Factor“, die auf PBS in ganz Amerika ausgestrahlt wurde am 29. April 2004. Erhältlich unter http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/jesus/view/.

[7]       Siehe zum Beispiel Alan Cooperman, „Churchgoers Get Direction From Bush Campaign“, Washington Post, 1. Juli 2004. Erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=420 und David D. Kirkpatrick, „Party Appeal to Churches for Help Raises Doubts“, New York Times, 2. Juli 2004. Erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=392.

[8]       Don Wagner, „Beyond Armageddon“, The Link Vol. 25, N° 4 (Oktober – November 1992). Erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=392.

[9]       Stanley B. Greenberg und andere, „Evangelicals, Born Agains, and Fundamentalist Christians in Election 2004“, 26. Mai 2004. Erhältlich unter http://www.cnionline.org/hearings/armageddon/Evangelical-stats.ppt, http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=417 und siehe „America’s Evangelicals, Key Survey Findings“, Religion and Ethics Newsweekly, Mai 2004, erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=388.

[10]     George M. Marsden, „Understanding Fundamentalism and Evangelicalism“ (Grand Rapids, Michigan: Wm. B. Eerdmans Publishing Co., 1992). ISBN 0802805396. Und siehe George M. Marsden, „Fundamentalism and American Culture“ (New York: Oxford University Press, 1980). ISBN 0915030834. Und siehe Nancy Tatom Ammerman, „Bible Believers“ (New Brunswick, N.J.: Rutgers University Press, 1987). ISBN 081351231X.

[11]     Michelle Cottle, „Team Bush is on a Crusade“, New Republic, 4. Juni 2004. Und siehe David Gates, „Religion: The Pop Prophets“, Newsweek, 24. März 2004. Und David D. Kirkpatrick, „The Return of the Warrior Jesus“, New York Times, 4. April 2004, Week in Review section. Siehe speziell Fussnote n° 19.

[12]     Reverend Robertson zitiert in Joan Bokaers „The Rise of the Religious Rights in the Republican Party – Introduction“, erhältlich unter http://www.4religious-right.info/introduction2.htm. Und siehe Robert Kuttner, „American as a One-Party State“, American Prospect, Vol. 15, n° 2 (1. Februar 2004). Erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=404.

[13]     Billy Graham, „Peace with God“ (Nashville, Tenn.: W Publishing Group, 1953; revidierte Ausgabe, 1984), Seite 256. ISBN 0849929911.

[14]     Larry Eskridge, „Defining Evangelicalism“ (undatiert), erhältlich unter http://www.wheaton.edu/isae/defining_evangelicalism.html, darauf zugegriffen am 16. Juni 2004.

[15]     Jeremy Leaming, „Religious Right Leaders Press For Passage Of U.S. Rep. Jones’ Church Electroneering Bill“, Church and State magazine, Februar 2004, erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=422.

[16]     Hal Lindsey, „The Late Great Planet Earth“ (Grand Rapids, Mich.: Zondervan, 1970), ISBN 031027771X.

[17]     Grace Halsell, „Prophecy and Politics; Militant Evangelists on the Road to Nuclear War“ (Westport, Conn.: Lawrence Hill & Co, 1986), ISBN 0-88208-210-8.

[18]     David Firestone, „DeLay Is to Carry Dissenting Message On a Mideast Tour“, New York Times, 25. Juli 2003, erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=409.

[19]     Ann Coulter, „This is War“, National Review, 13. September 2001, erhältlich unter http://www.nationalreview.com/coulter/coulterprint091301.html.

[20]     John F. Sugg, „America The Theocracy“, Weekly Planet (Tampa, Fla.), März 2004, zitiert Reverend Falwell und Reverend Stanley. Dies ist eine klare Erklärung der Ziele des christlichen Fundamentalismus in den USA. Erhältlich unter http://www.weeklyplanet.com/2004-03-25/cover.html und unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=418.

[21]     Arnon Regular, „Road map is a life saver for us, PM Abbas tells Hamas“, Haaretz, 24. Juni 2003. Das Original ist erhältlich unter http://www.haaretz.com/hasen/objects/pages/PrintArticleEn.jhtml?itemN=310788 und eine .pdf Version ist erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=416.

 

 

 

 


Bush´s Atombomben-Fallen            Teil 5

Peter Montague

Am Anfang dieser Serie stand die Suche nach einer Erklärung für Amerikas widersprüchliche und selbstzerstörerische Nuklearpolitik. Wir beenden diese Serie nun mit der Suche nach weitergefasserten Erklärungen für die doch ebenso verblüffende, amerikanische Umweltpolitik.

Das offizielle Ziel der amerikanischen Nuklearpolitik ist es zu verhindern, dass waffenfähiges nukleares Material in die Hände von Terroristen und feindseligen instabilen Nationen fällt.

Tatsächlich (1) haben die USA dabei versagt, waffenfähiges Uran, das in 40 Ländern irgendwo gelagert ist, einzusammeln, (2) sie haben ein „zweites nukleares Zeitalter“ eröffnet durch die Erfindung einer neuen Generation von kleineren „benutzbareren“ Atombomben und (3) die amerikanische Regierung geht trotz der Terrorattacken vom 11. September immer noch hausieren mit Westinghouse Atomkraftwerken und bieten diese Ländern wie China an, das bereits angekündigt hat, es wolle die neueste Nukleartechnologie an Länder wie Pakistan weiterverkaufen. In den Händen jeder willigen Nation bedeutet Atomenergie soviel wie Atomwaffen, was unter anderem Länder wie Indien, Pakistan, Nordkorea und der Iran beweisen.

Wie ich in Rachels Artikel n° 795 bemerke: Es ist als ob die amerikanischen Anführer oder die politischen Unterstützer denen sie verpflichtet sind, glauben, dass die bösartige Detonation einer Atombombe in einer bedeutsamen Stadt wie Jerusalem oder New York unvermeidbar und unaufhaltbar ist, oder dass sie vielleicht auf irgendeine Art und Weise profitbringend sein könnte und daher ermöglicht werden sollte.

Ich erkläre mir diese eigenartige amerikanische Nuklearpolitik lieber als unternehmerischen/politischen Unfug – der Vizepräsident geht mit den nuklearen Produkten von Westinghouse hausieren im Austausch gegen eine grosszügige Unterstützung der Wahlkampagne. Ich würde lieber glauben, dass die amerikanische Nuklearwaffenpolitik nicht mehr ist als die vermasselte Arbeit von neokonservativen Eierköpfen, die denken die Demokratie nur dann schützen zu können, wenn Kommandanten jederzeit einen kleinen nuklearen Angriff gegen jede Art Feind zu jeder Zeit durchführen können.[1] So gesehen würden die Fanatiker in Falludscha erst einmal gründlich darüber nachdenken, ob sie auf einen von unseren Soldaten schiessen (und uns eine lange Nase drehen), wenn sie überzeugt davon wären, dass wir dazu bereit wären, ihre Kinder zu verstrahlen.

Doch diese „rationalen“ Erklärungen überzeugen mich nicht. Wenn solch rationale Überlegungen wirklich die amerikanische Nuklearpolitik kontrollieren, warum sammeln wir dann nicht so schnell wie möglich das ganze waffenfähige Uran und Plutonium ein, das über den Globus verstreut ist? Welchen Gewinn kann die Duldung eines „Schwarzmarktes“ für waffenfähiges Nuklearmaterial einbringen? Und für wie vernünftig halten die USA die Weiterverbreitung von Atomkraftwerken und nuklearem Know-How in einer Welt nach dem 11. September? Da muss ich mir die Frage stellen, ob nicht etwas anderes dahinter steckt. Könnten die spirituellen Überzeugungen von Menschen, die die USA kontrollieren, die amerikanische Nuklearpolitik beeinflussen und tatsächlich auch die amerikanische Umweltpolitik?

Aus Rachels Artikel n° 795 wissen wir, dass eine kleine Anzahl von fundamentalistischen christlichen Anführern mittlerweile die republikanische Partei kontrolliert. Wir haben auch gesehen, dass republikanische politische Genossen glauben, sie könnten ihre Stimmenmehrheit nur halten, wenn sie auf die Unterstützung der Evangelisten zählen können. Wenn man ihnen so zuhört, dann haben sie wohl das meiste auf dieses bestimmte Pferd gesetzt. Dies verleiht fundamentalistischen Anführern entscheidenden politischen Einfluss über die republikanischen Prioritäten.

Ausserdem wissen wir, dass eben diese fundamentalistischen Anführer glauben, dass die schreckliche Schlacht Armageddon den Weg bereiten wird für die Rückkehr Christi auf Erden. Für diese bestimmten christlichen Anführer wurde der Atomkrieg in Hesekiel, Kapitel 38 und 39 vorhergesagt. So haben sie 20 Jahre lang gepredigt, die Werbetrommel gerührt und ihre Ideen an Amerikaner verkauft, damit sie mehr Bomben bauen und sie zur Erfüllung von Gottes Plan einsetzen. In diesem „Endzeit“ Szenario glauben diese speziellen Christen, dass sie Armageddon nicht persönlich miterleben werden, da sie ja davor „in den Himmel fahren“ werden. Die offizielle Bezeichnung für diese Himmelfahrtstheologie ist der „prämillenäre Dispensationalismus“.

Dieses dispensationalistische „Endzeit“ Szenario ist eine abstrakte Idee mit realen Konsequenzen. Zum Beispiel arbeiten führende Kongressmitglieder hart daran, die Friedensverhandlungen zwischen Arabern und Israelis zum Scheitern zu bringen, weil sie glauben, Israel müsse seine Landesgrenzen ausweiten, um Gottes Plan für die Rückkehr Christi zu erfüllen. Laut der dispensationalistischen Interpretation von Genesis 15:18 schloss Gott einen Pakt und gab den Kindern Abrahams Land und die Juden müssen nun dieses Heilige Land besetzen, damit Christus auf die Erde zurückkehren kann. So sagt zum Beispiel Senator James Inhof (R-Ok.), „Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass wir Israel unterstützen sollten, weil Gott es uns befohlen hat. Schlagen Sie es im Buch Genesis nach. Das ist gar keine politische Schlacht. Es geht darum, ob Gottes Wort wahr ist oder nicht“.[2]  Falls Sie denken, dass eine kompromisslose biblische Interpretation des arabisch-israelischen Konflikts keine reellen Konsequenzen haben kann, dann lesen Sie den Bericht der Kommission zum 11. September.[3]

Die Anführer der konservativen Likud Partei in Israel[4] und die amerikanischen christlich-fundamentalistischen Anführer haben unterschiedliche Gründe, warum sie Moslems aus dem „Heiligen Land“ hinauswerfen wollen, doch sie arbeiten im Endeffekt auf das gleiche Ziel hin.[5]

Es ist unwichtig, dass die Unterstützung die fundamentalistischen Christen der Territorialerweiterung Israels zukommen lassen, nicht dasselbe ist, wie die Unterstützung des jüdischen Volkes. Laut der biblischen Prophezeiung werden wenn die „Endzeit“ kommt, laut fundamentalistischen Anführern wie Hal Lindsay, mindestens zwei Drittel aller Juden getötet und sind nach ihrer Wiederauferstehung dazu verdammt, die Ewigkeit in der Flammenhölle zu verbringen. Mr. Lindsey beschreibt in seinem Bestseller „The Late Great Planet Earth“ diesen heiligen Pogrom in einem Kapitel mit der Überschrift „A bright spot in the gloom“.[6, Seite 167, Zitat von Sacharja 13:8,9] Bevor Mr. Bush Präsident wurde, teilte er selbst einem Zeitungsreporter mit, dass kein Jude ins Paradis kommen kann.[7] Und der fundamentalistischen Theologie zufolge gibt es ausser dem Paradis nur noch einen anderen Ort, an dem man die Ewigkeit verbringen kann – in einem Feuermeer.

Wenn die Rückkehr Christi und die Schlacht Armageddon in der Bibel prophezeit werden und daher unvermeidlich sind, wie sollen einzelne Christen darauf reagieren? Sollen sie der Predigt Christi auf dem Tempelberg folgen (Matthäusevangelium, Kapitel 5-7) und sich für Frieden, Gerechtigkeit und Mitgefühl in dieser Welt einsetzen, obwohl das bedeuten könnte, gegen die „Endzeit“ Prophezeiung zu arbeiten? Oder sollten sie versuchen, Chaos und Gewalt zu provozieren und hoffen den Zeitplan zur „Endzeit“ zu beschleunigen und dabei das Risiko eingehen einen nuklearen Dritten Weltkrieg auszulösen? Fundamentalistische christliche Anführer sind da geteilter Meinung, doch viele – wahrscheinlich die Mehrheit – sagen es sei Ketzerei Frieden zu predigen, da Gottes Plan einen endlosen Kampf gegen das Böse vorsieht, der im Dritten Weltkrieg seinen Höhepunkt findet.

Reverend John Hagee, evangelistischer Fernsehprediger und Pastor der 17000 Mitglieder starken Cornerstone Kirche in San Antonio, Texas ist ein typisches Beispiel, wenn er sagt, dass die gegenwärtige Welle des palästinensischen und israelischen Terrorismus im Mittleren Osten „einen Dritten Weltkrieg hervorbringen wird. Und das wird der Anfang der Endzeit sein. Das wird das Ende der Welt wie wir sie kennen bedeuten“, sagt er.[8]  Er hält das für eine gute Sache. Solche Ansichten sind sehr geläufig unter christlichen fundamentalistischen Anführern, auch unter solchen, die in regelmässigem Kontakt zum Weissen Haus stehen.[9]

Reverend Billy Grahams Sohn, Reverend Franklin Graham, sagt, er glaube, dass Christen und Moslems dazu bestimmt sind, sich gegenseitig bis zur Rückkehr Christi zu bekämpfen.[10] Reverend Graham glaubt, dass Christen dazu verpflichtet sind Moslems zu bekämpfen, weil, so sagt er, der Islam „eine sehr üble und gemeine Religion ist“.[11]  Reverend Graham geniesst grossen Respekt innerhalb der republikanischen Hierarchie. Er leitete das Gebet bei Präsident Bushs Amtseinführung im Jahr 2001[12] und letztes Jahr, kurz vor dem Irakkrieg, wählte ihn das Pentagon dazu aus, eine Karfreitagsbotschaft an die Welt zu verkünden.[12]

Vor kurzem erklärte Wayne Slater, Austin, Texas, Verantwortlicher für die Nachrichtensendung Dallas Morning News, in einem Radiointerview wie sich solche fundamentalistischen Ansichten in der wahren Welt ausdrücken: „Neulich war ich in Georgia und sprach mit einigen Pastoren und im Gespräch über den Irakkrieg war klar ersichtlich, dass sie den Irakkrieg, den George Bush führt, als Teil eines Milleniumkreuzzuges empfinden. Bush bekam Probleme, als er das Wort „Kreuzzug“ verwendete. Pastoren in Atlanta empfinden den Krieg als Krieg gegen die Moslems, gegen die Ungläubigen. Sie zeigen damit eine Einstellung, die sich in tausend Jahren nicht grundlegend geändert hat. Sie verstehen, dass die Pläne des Präsidenten weit über die Gegenwart hinausreichen“.[13]

Präsident Reagan war der erste, der die Armageddon Theologie ins Weisse Haus brachte. Mr. Reagan sagte 1976, dass er eine „Wiedergeburts“ Erfahrung gemacht habe und während seiner Amtszeit sagte er zu öffentlichen Anlässen mindestens ein halbes Dutzend mal, dass er glaube, ein nukleares Armageddon stehe vor der Tür. Sein enger Freund und Berater Reverend Billy Graham stimmte ihm zu.[14, Seite 28] Der Verteidigungsminister unter Reagan, Caspar Weinberger, behauptete: Ich habe die Johannesoffenbarung gelesen und, ja, ich glaube, dass die Welt in einer göttlichen Handlung enden wird. Ich habe Hoffnung, doch ich denke, dass mit jedem Tag das Ende näherrückt“. Präsident Reagans Innenminister James Watt stellte ihm die Frage, ob Umweltschutz wirklich nötig sei, denn er sagte „Ich weiss nicht wie viele zukünftige Generationen wir noch erleben werden bevor der Herr zurückkehrt“.[8]

Wenn man denkt, oder sogar darauf hofft, dass die Welt bald enden wird, dann erscheint es logisch, eine Politik zu machen als gäbe es kein Morgen.[15] Im Rahmen des Milleniumdenkens mag steuerlicher Konservatismus oder irgendeine Art wirklichen Konservatismus närrisch oder einfach irrelevant erscheinen. Was kümmert es uns, dass wir unseren Kindern einen Schuldenberg hinterlassen? Reverend Jerry Falwell glaubt, dass die Rückkehr Christi so nahe ist, dass „ich nicht denke, dass meine Kinder das hohe Alter erleben werden“.[14, Seite 35] Solche Ansichten können eine Erklärung für die Umweltschutzpolitik der republikanischen Partei sein.

Die Ziele und die Politik der aktuellen Regierung sind im neuen Buch von Robert S. Devine genau aufgelistet.[16] Seit seinem Amtsantritt im Jahre 2000 hat Bush Hunderte von Regelungen zurückgenommen, die die Umwelt und die menschliche Gesundheit schützen sollen. So wurde zum Beispiel ein Plan zur Verringerung von giftigen Quecksilberemissionen aus Kraftwerken um mindestens 10 Jahre verzögert. Das Kyoto Protokoll zur Begrenzung der globalen Erwärmung wurde fallengelassen. Die Kosten zur Entsorgung von „Superfund“ Müllhalden trägt nicht mehr die Industrie sondern die Steuerzahler und das Säuberungsbudget wurde drastisch gekürzt. Mr. Devines Liste der gestrichenen und verzögerten Regelungen durch die Bush Regierung ist lang und detailliert.

Mr. Devine spricht von drei Auswirkungen der republikanischen gebremsten Umweltpolitik: (1) die Tätigkeit der Privatindustrie wird über den Schutz der Allgemeinheit gestellt (also über den Schutz der natürlichen Ressourcen, wie Luft und Wasser, die uns allen gemeinsam anvertraut wurden), (2) die Interessen der Reichen werden über die Interessen der Mittel- und der Arbeiterklasse gestellt und (3) „die Gegenwart wird über die Zukunft gestellt“.[16, Seite 18] Republikanische Anführer scheren sich nur wenig um die Zukunft.

Die äussert erfinderische und bahnbrechende Umweltpolitik der Bush Regierung rührt von einer einzigartigen Sichtweise der Wissenschaft her. Viele Wissenschaftler haben bemerkt, dass die Bush Regierung die Wissenschaft gewohnheitsmässig solange manipuliert, bis sie das gewünschte Ergebnis erhalten. Letzten Monat beschwerten sich 4000 Wissenschaftler öffentlich, unter ihnen 42 Nobelpreisträger, dass die Regierung die Wissenschaft für politische Zwecke missbrauche.[17] Sogar der Herausgeber des Magazins Science, Sprecher der American Association for the Advancement of Science, hat sich öffentlich beschwert über Mr. Bushs Missbrauch der Wissenschaft.[18]

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass der Einsatz der Wissenschaft durch die Bush Regierung nicht einfach nur seltsam ist. Er hat tatsächliche philosophische Wurzeln.

Normalerweise basiert Umweltschutzpolitik auf Ergebnissen der Wissenschaften, die sich mit der Umwelt befassen. Der Grundstein der Umweltwissenschaften ist die Evolutionsbiologie, das Konzept von sich ständig weiterentwickelnden Ökosystemen.

Fundamentalisten wie der republikanische Mehrheitsanführer Tom DeLay (R-Tex.) lehnen die Basis der modernen Umweltwissenschaften ab. Mr. DeLay argumentiert, dass es keine Evolution gibt – und nie gab – weil sie nicht gebraucht wurde. Er sagt, dass „Gott perfekt ist, also würde er nichts fehlerhaftes erschaffen“, das mit Hilfe der Evolution verbessert werden müsste.[19]  Das ist ein logischer und essentiell unwiderlegbarer Standpunkt, wenn man die ihm zugrunde liegende Basis akzeptiert.

Natürlich ist Wissenschaft nicht der einzige Weg, um die Welt zu analysieren und spirituelles Wissen ist sehr wichtig. Die Wissenschaft ist deshalb so wertvoll, weil sie es Menschen verschiedener Kulturen ermöglicht, einen Konsens über wichtige Aspekte der Wirklichkeit zu erlangen. Ganz gleich wo Sie leben, ganz gleich woran Sie glauben, Wasser kocht auf dem Meeresspiegel bei 212 Grad Fahrenheit. Wenn man die Wissenschaft als Mittel zum Erlangen von Wissen gar nicht oder nur wenig in Betracht zieht, dann kann man unmöglich zu einer Einigung kommen, wenn es um komplexe Probleme geht wie Umweltverschmutzung und die daran gekoppelte Bedrohung für die menschliche Gesundheit.

Präsident Bush meint dazu „die Jury habe“ zum Thema Evolution „ihr Urteil noch nicht abgegeben“, also kann man sagen, dass der Präsident die Umweltwissenschaften nicht als Basis für seine Politik betrachtet. In einem so ungewissen intellektuellen Rahmen haben nachweisbare Tatsachen wissenschaftlicher Natur nur wenig Überzeugungskraft und die Ungewissheit, mit der jede wissenschaftliche Studie konfrontiert ist, kann dazu missbraucht werden, um zu „beweisen“, dass man Wissenschaftlern nicht trauen kann. Andererseits bietet die fundamentalistische Theologie denen, die an die Grundsätze glauben, absolute Sicherheit.

Viele fundamentalistische christliche Anführer haben gelernt –und lehren heute selbst – dass es keinerlei Umweltprobleme geben kann, weil „Christen wissen, dass Gott die Erde ausreichend gross erschaffen und mit genügend Ressourcen ausgestattet hat, um all seine erschaffenen Kreaturen zu versorgen... Unsere Welt ist gross genug und verfügt über ausreichend natürliche Ressourcen.“[21] In einer solchen Welt gibt es keinen Grund zur Sorge. Wenn ein Ort ausgeschöpft, übervölkert oder verseucht scheint, dann ist doch der nächste brandneue Platz nur einen Katzensprung entfernt. „...Ein Christ weiss, dass Gottes Potential unbegrenzt ist und dass es auf Gottes Erde keinen Mangel an Ressourcen gibt. Die Ressourcen warten nur darauf angezapft zu werden.“[21]

Innerhalb der dispensationalistischen Theologie, wie sie von politischen Anführern interpretiert wird, finden wir vier unterschiedliche Begründungen für die Umweltpolitik der Bush Regierung:

1.             Die Menschen haben eine gottgegebene Pflicht: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan“ (Genesis 1:28). Und nach der Sintflut sagte Gott zu Noah und seiner Familie „Furcht und Schrecken vor euch sei über allen Tieren auf Erden und über allen Vögeln unter dem Himmel, über allem, was auf dem Erdboden wimmelt, und über allen Fischen im Meer; in eure Hände seien sie gegeben.“ (Genesis 9:2). Wörtlich genommen scheint eine solche Sprache zu Dominanz und Ausbeutung aufzufordern, ja sie sogar zu befehlen, und nicht zur Pflege und Bewahrung.

2.             Die Welt ist bereits perfekt, weil Gott keine fehlerhafte Welt erschaffen würde.

3.             Ressourcen, darunter auch Müllabladeplätze, sind unerschöpflich, da Gott die Welt ausreichend für die Bedürfnisse der Menschen ausgestattet hat; und

4.             Umweltprobleme, sollten einmal welche auftreten, sind unwichtig, da die Rückkehr Christi diese korrupte Welt beenden wird.

Eine rationale Diskussion und die Erwähnung von ein paar Tatsachen werden diese Argumente nicht übertrumpfen. Traditionelle „umweltschützerische“ Argumente kommen gegen die selbstgefällige Sicherheit unserer fundamentalistischen politischen Anführer nicht an.

Wichtig ist auch, dass alle fundamentalistischen christlichen Argumente die gleichgültige freie Marktwirtschaft unterstützen und die Art von „Hände weg“ Umweltpolitik, die von den Topunternehmern praktiziert wird, die in der amerikanischen Handelskammer sitzen und die den anderen grossen Teil der republikanischen Partei darstellen. Einige mögen diese gemeinsamen Interessen von weltlichen Spitzenunternehmern und ihren fundamentalistischen Pendants für eine zynische Zweckehe halten; anderen erscheint dies wie eine im Himmel geschlossene Ehe. – Peter Montague

Mein Dank geht an Jim Compton-Schmidt dafür, dass er mich mit zahlreichen Emails, Zitaten und Kopien von Artikeln versorgt hat über prämillenialen Dispensationalismus und seine Konsequenzen auf die reale Welt.

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Quellenangaben

 

[1]       Das neokonservative Projekt für ein neues amerikanisches Jahrhundert wirbt seit einigen Jahren für die nukleare Aufrüstung der USA. Siehe ihre Webseite http://www.newamericancentury.org/ und lesen Sie Kritiken an ihren Ideen unter http://www.pnac.info/.

[2]       Senator Inhof zitiert in Allen C. Brownfields „Strange Bedfellows: The Jewish Establishment and the Christian Right“, Washington Report on Middle Eastern Affairs, August 2002, Seiten 71-72. Erhältlich unter http://rachel.org/library/getfile.cfm?ID=389.

[3]       Thomas H. Kean und andere, „The 9/11 Commission Report“ (Washington, D.C., 22. Juli 2004). Gesamter Bericht (7,5 MB) erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=423. Zum Beispiel, auf Seite 147 beschreibt die Kommission die Motivation von Khalid Shaikh Mohammed [KSM], des Mannes, der sich die Attentate des 11. September ausgedacht hat und dann Osama Bin Laden von ihrer Durchführung überzeugt hat: „Wie KSM selbst sagt, stammt sein Hass gegenüber den USA nicht von seinen Erfahrungen als Student in Amerika, sondern von seiner Uneinigkeit gegenüber der Israelfreundlichen amerikanischen Aussenpolitik“.

[4]       Siehe Ian S. Lustick, „For the Land and the Lord: Jewish Fundamentalism in Israel“ (New York: Council on Foreign Relations, 1988). ISBN 0876090366. Lustick beschreibt kampflustige ultrakonservative Israelis, die die territorialen Ziele der fundamentalistischen Christen rund um das „Heilige Land“ teilen, obwohl die zwei Gruppen sonst sehr wenig Gemeinsamkeiten haben.

[5]       Margot Patterson, „Will fundamentalist Christians and Jews ignite apocalypse?National Catholic Report, 11. Oktober 2002. Erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=383. Siehe auch, Margot Patterson, „Hebron: A West Bank Magnet for Trouble“, National Catholic Reporter, 18. Oktober 2004. Erhältlich unter http://rachel.org/library/getfile.cfm?ID=384. Und siehe, Margot Patterson, „Americans in every aspect of Mideast conflict“, National Catholic Reporter, 12. April 2002. Erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=386. Und siehe Jeffrey L. Sheler, „Odd Bedfellows; Evangelicals support Israel, but some Jews are skeptical“, U.S. News & World Report, 12. August 2002. Erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=424.

[6]       Hal Lindsey, „The Late Great Planet Earth“ (Grand Rapids, Mich: Zondervan 1970), ISBN 031027771X.

[7]       Tom Hamburger und Jim VandeHei, „Chosen People: How Israel Became a Favorite Cause of Christian Right“, Wall Street Journal, 23. Mai 2002, Seite A1, erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=425. Und Howard Fineman, „Bush and God“, Newsweek, 10. März 2003, erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=419.

[8]       Nancy Gibbs, „Apocalypse Now“, Time, 1. Juli 2002, erhältlich unter http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=394.

[9]       Rick Perlstein, „The Jesus Landing Pad“, Village Voice, 18. Mai 2004. http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=426. Und: Elizabeth Bumiller, „Evangelists Sway White House on Human Rights Issues Abroad“, New York Times, 26. Oktober 2001.

[10]     Andrew Gumbel, „Evangelical Crusaders Prepare to Fight Islam with Aid and a Bible“, The Independent (UK), 22. April 2003. http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=427 und lesen Sie unbedingt Nicholas Kristof, „Jesus and Jihad“, New York Times, 17. Juli 2004, http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=434.

[11]     David Rennie, „Bible Belt Missionaries Set Out On a ’War for Souls’ in Iraq“, London Telegraph (UK), 27. Dezember 2003, http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=428 und siehe Maureen Dowd, „A Tale of Two Fridays“, New York Times, 20. April 2003.

[12]     Martin E. Marty, „The Sin of Pride“, Newsweek, 10. März 2003, http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=429.

[13]     Radiosendung von Terri Gross, „Fresh Air“, „The Jesus Factor“ auf WHYY (Philadelphia), 29. April 2004, zu hören unter http://freshair.npr.org/week_fa.jhtml.

Erst kürzlich haben zwei führende Neokonservative bestätigt, der Irakkrieg werde sowohl aus religiösen, als auch aus „geopolitischen“ Gründen geführt. Paul Wolfowitz, stellvertretender Verteidigungsminister, und Daniel Pipes, der von Präsident Bush in den Vorstand des amerikanischen Institute for Peace entsandt wurde, haben beide ausgesagt, der letztendliche Zweck des „Kriegs gegen den Terrorismus“ sei eine „islamische Reformation“, die „Modernisierung“ des Islam oder, wie sie es darstellen, eher ein „Religionsaufbau“ als ein „Nationenaufbau“. Siehe Jim Lobe, „US: From nation-building to religion-building“, Asia Times, 9. April 2004. http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=435

[14]     Grace Halsell, „Prophecy and Politics; Militant Evangelists on the Road to Nuclear War“ (Westport, Conn.: Lawrence Hill & Co., 1986), ISBN 0-88208-2108. Pflichtlektüre.

[15]     Der Wirtschaftswissenschaftler Paul Krugman bemerkte, dass die Bush Regierung „so regiert, als gäbe es kein Morgen“, doch er stellt keine theologische Verbindung zu dieser Beobachtung her. Siehe „Looting the Future“, New York Times, 5. Dezember 2003, http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=430.

[16]     Robert S. Devine, „Bush Versus the Environment“ (New York: Anchor Books, 2004); ISBN 1400075211.

[17]     Andrew Buncombe, „The defiance of science“, Independent (UK), 29. Juni 2004, http:///www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID)431. Und siehe „Scientific Integrity in Policymaking: Investigation into the Bush Administration’s Misuse of Science“ (Cambridge, Mass.: Union of Concerned Scientists, Februar 2004). Und siehe „Scientific Integrity in Policymaking: Further Investigation...“ (Cambridge, Mass.: Union of Concerned Scientists, Juli 2004), beide Artikel erhältlich auf http://www.ucsusa.org/global_environment/rsi/page.cfm?pageID=1449.

[18]     Donald Kennedy, „Editorial: An Epidemic of Politics“, Science Vol. 299 (31. Januar 2003), Seite 625, http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=432.

[19]     Peter Perl, „Absolute Truth“, Washington Post Sunday Magazine, 13. Mai 2001, Seite W12, http://www.rachel.org/library/getfile.cfm?ID=433.

[20]     Nicholas D. Kristof, „The God Gulf“, New York Times, 7. Januar 2004.

[21]     Mark A. Beliles und Stephen M. McDowell, „America’s Providential History“ (Charlottsville, Va.: Providence Foundation, 1989), Seite 197. ISBN 1887456007. Dieses Buch ist für Teenager bestimmt und fälscht Amerikas Geschichte derart, dass es scheint, als hätten die Gründerväter sich die USA als christliche Theokratie vorgestellt, obwohl es dafür keinerlei Beweis in der Verfassung gibt.

 

 

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Nachbetrachtung

Hat die CIA dem Iran die Bauanleitung zu einer Atombombe geliefert?

Als die Vereinigten Staaten ihren zweiten Wüstensturm gegen den Irak erklärten, da hatte die Sache einen besonderen Haken: Es gab weder eine direkte noch eine indirekte Agression Saddam Husseins, welche die Aktion gerechtfertigt hätte. Weder hatte das Land einen Anschlag gegen die USA vollzogen, noch hatte es einen solchen geplant. Nicht einmal die vielbeschworenen Massenvernichtungswaffen, mit denen der Diktator die „freie Welt“ bedroht haben soll, konnte der militärisch-geheimdienstliche Komplex des Pentagon präsentieren. Der berühmte rauchende Colt, der die Verfolgung des Bösewichts reglementiert hätte, wurde – wohl auch durch ungewohntes „Controlling“ seitens der englischen und des israelischen Partner-dienste – nie gefunden.

Aus dieser mißlichen Lage, die der „Verteidigungsgemeinschaft“ NATO noch heute imageschädigend nachhängt, scheint das Weiße Haus Lehren gezogen zu haben. Lehren, die Explosivkraft in sich tragen könnten:

Denn nach Informationen des New York Times-Reporters James Risen , die dieser in seinem Buch State of War: The Secret History of the CIA and the Bush Administration preisgibt, hat die CIA dem Iran Dokumente in die Hände gespielt, mit denen sich Atomwaffen herstellen lassen.

Bei dieser „Operation Merlin“ schickte die CIA einen Ingenieur, der am sowjetischen Atomwaffenprogramm mitgearbeitet hatte und in die USA geflohen war, nach Wien. Dort sollte der jetzt für 5.000 US-Dollar Monatsgehalt für die CIA arbeitende Russe sich als arbeitsloser Wissenschaftler ausgeben und mit den iranischen Repräsentanten bei der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA Kontakt aufnehmen. Bei sich hatte er Dokumente für einen der wichtigsten Bestandteile von russischen Atombomben, nämlich den Zündmechanismus, der die atomare Kettenreaktion auslöst. Die Dokumente sollen von der CIA so überarbeitet worden sein, daß bei Umsetzung der Bauanweisung die Atombombe nicht richtig explodieren würde.

Risen indes bezeichnet „Merlin“ als eine der gewagtesten Operationen in der Geschichte der CIA, da sie möglicherweise doch dazu beigetragen habe, dem Iran die Herstellung von Atomwaffen zu erleichtern. Risen ist der Überzeugung, daß iranische Wissenschaftler die eingeschmuggelten Fehler aufgrund ihres Wissensstandes auch alleine hätten entdecken können. Zudem hätten sie auch unter den Augen der amerikanischen Geheimdienste von dem pakistanischen Wissenschaftler Abul Kann, dem „Vater der muslimischen Atombombe“, Bauanleitungen erhalten. Im Vergleich damit und mit dem Erkennen der Fehler hätten sie nun womöglich über die CIA-Dokumente wichtige Informationen für den Bau von Atomwaffen erhalten.

Diese Erkenntnisse werden zu berücksichtigen sein, wenn es tatsächlich zu jenem „islamistischen“ Atom-Anschlag kommen sollte, über den die Geheimdienstler des Mossad, des MI6 und des CIA so beständig unken. Wie 2003 im Fall Irak so ist auch heute der Kriegseinsatz gegen den Iran präzise geplant. Doch diesmal wird es einen Anlaß brauchen.           (W.E.)

 

 

 


 

 

 

 


 

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Peter Montague
Bushs Atombomben-Fallen
Fünf Artikel aus der amerikanischen Wochenzeitschrift Rachel´s Environment & Health News 

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